Apostelgeschichte 21,37-40; 22,15

Sept 24

Heutige Bibellese:

Jeremia 49,23-50,46 / Apostelgeschichte 21,37-22,16 / Psalm 69,1-16 / Sprüche 24,7


Tarsus war seit 64 v.Chr. Hauptstadt der römischen Provinz Zilizien. Diese Stadt war berühmt für ihren Handel sowie Kultur und Bildung (die Schulen der hellenistischen Stadt wetteiferten mit denen von Athen und Alexandrien). Aus dieser berühmten Stadt stammte Paulus (V.39).

Doch bemerkenswerter als seine Abstammung und Sprachkenntnisse (V.37.40) ist die Tatsache, dass er trotz seiner Gefangennahme keine Chance ungenutzt ließ, das Evangelium zu verkündigen (V.37). Er hätte über das ärgerliche Missverständnis (Trophimus hatte den Tempel doch gar nicht betreten) erbost sein können, er hätte auch an Gott oder seinem Entschluss, nach Jerusalem zu gehen, zweifeln können. Doch Paulus ließ sich von den äußeren Umständen nicht ablenken. Er sah nur die große Volksmenge – denn der Tumult hatte viele Neugierige angelockt (V.20) – und bat darum, reden zu dürfen (V.37). Als er die Erlaubnis dazu bekam, hielt er keine Verteidigungsrede, um seine Unschuld zu erläutern. Vielmehr hatte er nur einen Wunsch im Herzen: seinen geliebten Landsleuten (vgl. Röm 9,1-5; 10,1) das Evangelium zu verkündigen und Gottes Auftrag für sein Leben zu erfüllen (22,15)! Er verlor bei seiner Festnahme nicht den Blick für die günstige Gelegenheit und konnte sie daher für sein Ziel nutzen.

Ist es nicht beschämend, dass wir in solchen Situationen immer zuerst unsere Not vor Augen haben und dabei die viel größere Not der Menschen um uns herum vergessen, die ohne die Annahme des Evangeliums verloren gehen und dadurch in eine nie endende Notsituation geraten?


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