Apostelgeschichte 28,11-31
Heutige Bibellese:
1.Chronik 5,11-6,66 / Apostelgeschichte 28,1-31 / Psalm 76,1-13 / Sprüche 24,21-22
Endlich am Ziel! So könnte man das Ende der Apostelgeschichte überschreiben. Seit vielen Jahren hatte Paulus das große Verlangen im Herzen, nach Rom zu kommen, um auch in der Hauptstadt des Reiches das Evangelium zu verkündigen (Röm 15,22-23). Nach Beendigung seines Auftrages in Jerusalem hatte er über Rom nach Spanien reisen wollen (Röm 15,24-25.28). Durch seine Gefangennahme (ca. Pfingsten, 20,4) und die zweijährige Verschleppung seines Prozesses durch Felix (24,27) und durch den Schiffbruch, waren über zweieinhalb Jahre vergangen, bis Paulus in Rom ankam (Abfahrt in Myra nach dem Versöhnungstag, d.h. im Oktober, dreimonatiger Aufenthalt auf Melite, d.h. bis ungefähr Januar; V.11). Was mag Paulus gedacht und gefühlt haben, als nach so langer Zeit und vielen Strapazen sein großer Wunsch, in Rom dem Herrn dienen zu können, in Erfüllung ging? Ob er mit gemischten Gefühlen dort ankam, weil er nicht wusste, was ihn dort erwartete und ob er jemals wieder freigelassen werden würde?
Seine Briefe bezeugen, dass er auch den Tod nicht scheute, weil er wusste, dass es viel besser ist, bei Jesus zu sein, als auf der Erde zu leben (Phil 1,21-23). Dennoch war er Gott sehr dankbar, dass ihm Glaubensgeschwister aus Rom bis Tres-Tabernae (ca. 50 km entfernt!) und die schnelleren sogar bis Forum Apii (66 km) entgegenkamen und fasste dadurch Mut. Auch „große“ Diener Gottes wie Paulus benötigen Liebe und Aufmunterung von anderen!
Der Herr war dem Paulus sehr gnädig. Er durfte – lediglich von einem Soldaten bewacht – in einer eigenen Mietwohnung wohnen (V.11.30) und hatte dadurch die Gelegenheit, alle Kommenden aufzunehmen und das Evangelium freimütig zu verkündigen (V.30-32). Paulus war „Gefangener“, aber der Herr schenkte ihm uneingeschränkte Dienstmöglichkeiten!
[...] in dem ich Leid ertrage bis zu Fesseln wie ein Übeltäter! Aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. (2.Tim 2,9)
Die Erwähnung der zwei ganzen Jahre sind ein Hinweis auf die anschließende Freilassung des Paulus, die er in einigen seiner Briefe angedeutet hat (Phil 2,24; Phlm 22). Nach römischem Recht durfte ein Angeklagter nur dann verurteilt werden, wenn seine Ankläger persönlich vor ihm gestanden hatten und er Gelegenheit zur Verteidigung bekommen hatte. Blieben die Ankläger fern, musste der Angeklagte nach zwei Jahren freigelassen werden – was hier geschehen zu sein scheint!