Hesekiel 41
Heutige Bibellese:
Hesekiel 40,28-41,26 / 1.Timotheus 6,1-21 / Psalm 118,19-29 / Sprüche 28,2
Bei seinem Weg durch den dritten Tempel kam Hesekiel bis in den Tempelraum, d.h. das Heilige (V.1). Soweit durfte er als Priester (vgl. 1,3) gehen. Das Allerheiligste betrat er nicht (das tat nur der Mann mit der Messrute, der Hesekiel anschließend das Ergebnis seiner Messung mitteilte; V.3-4). Dorthin durfte nur der Hohepriester und das auch nur einmal im Jahr (mit dem Blut der Sündopfer; 3.Mo 16). Durch diese Anordnung wollte der Heilige Geist zeigen, dass der Weg zum Allerheiligsten noch nicht geöffnet war (was erst durch den Tod Jesu am Kreuz geschah; Hebr 9,7-8; 10,19-20).
Die Maße für Heiliges und Allerheiligstes (40 mal 20 bzw. 20 mal 20 Quadrat-Ellen) stimmen mit denen des salomonischen Tempels überein (1.Kön 6,17.20). Untergrund des Tempels war der Fels des Tempelberges. Das Allerheiligste wurde direkt auf die Felsspitze gebaut, dessen Form die Maße regelrecht vorgaben. Für das Heiligste war es nötig, ein „Fundament“ aufzuschütten, damit der Tempel ebenerdig wurde. Der Höhenunterschied, der zu überbrücken war, betrug genau eine Rute (3,15 m). Genau davon wird in V.8 gesprochen (die Übersetzung „Hochpflaster“ sollte man besser mit Fundamenterhöhung bzw. Fundamentauffüllung wiedergeben). Als man nach der Rückkehr aus dem Exil den Tempel wieder aufbaute, musste zunächst dieses „Fundament“ („Grundmauer“) wieder aufgeschüttet werden (Esr 3,10).
Diese Tatsache hilft auch, die biblischen Aussagen über die Gemeinde zu verstehen. Die Gemeinde ist auf den Felsen Jesus Christus gebaut (Mt 16,18; 1.Kor 3,11). Dennoch lesen wir in Eph 2,20, dass sie auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut ist, was der Fundamentaufschüttung auf dem Felsen entspricht! Wir sind keine Augenzeugen der Wahrheiten Gottes. Alles was wir über Gott und Jesus Christus wissen, wissen wir aus der Bibel. Dieses Fundament stammt von den Aposteln (Mt, Joh, Paulus, Pt) und Propheten (d.h. jenen, die nicht selbst Apostel waren, aber trotzdem geleitet vom Heiligen Geist als Propheten das NT mitverfasst haben: Mk, Lk, Jak, Jud). Und an diesem Fundament darf niemand „rütteln“, d.h. niemand etwas wegnehmen oder hinzufügen (Off 22,18).
In V.12 wird ein Gebäude westlich des Tempels erwähnt, dessen Bedeutung nicht weiter erklärt wird. Allerdings kann man dennoch auf die Funktion schließen, weil es auch im zweiten Tempel ein Gebäude im Westen gab (den Parbar; vgl. 1.Chr 26,18), wo der Unrat gelagert und durch ein Tor entsorgt wurde. Auch der dritte Tempel wird eine solche Sammelstelle für Unrat besitzen, von wo aus dieser entsorgt werden wird. Doch nicht nur im Tempel fällt Unrat an, sondern auch in das Leben jedes Glaubenden kann Unrat kommen (z.B. durch das, was wir sehen und hören). Solcher Unrat muss beseitigt werden – je früher, desto besser! Das geschieht, indem wir die Sünden bekennen:
Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. (1.Joh 1,9)
Auch die Gemeinde wird (wie der Glaubende) mit einem Tempel verglichen (1.Kor 3,16; 6,19) und muss von „Unrat“ gereinigt werden (1.Kor 5, bes. V.9-13). Die Erwähnung von „drinnen“ und „draußen“ sowie „hinaustun“ (1.Kor 5,12-13) erinnern stark an den Tempel, wo es ebenfalls ein Drinnen und Draußen gibt!