Hesekiel 16,8

Nov 06

Heutige Bibellese:

Hesekiel 15,1-16,42 / Philemon 1-25 / Psalm 106,13-31 / Sprüche 27,2


Der HERR hat Jerusalem (bzw. den Berg Zion) für sich erwählt.

Denn der HERR hat Zion erwählt, hat ihn begehrt zu seiner Wohnstätte [...] (Ps 132,13)

Der HERR liebt die Tore des Zion mehr als alle Wohnungen Jakobs. Herrliches ist über dich geredet, du Stadt Gottes. (Ps 87,2-3)

Das geschah nicht von Anfang an, sondern erst, als Israel schon eine gewisse Zeit im Land gelebt hatte. Erst David eroberte Jerusalem und machte die Stadt zur Hauptstadt. Interessanterweise bewohnten die Jebusiter, die früheren Einwohner Jerusalems, nicht die Bergspitze (obwohl dies ja der strategisch günstigste Ort gewesen wäre). Da sich die Gihonquelle, eine ganzjährige Wasserquelle, unten im südlich gelegenen Kidrontal befand, baute man die Stadt am Südabhang und die Bergspitze blieb frei. Lediglich eine Tenne gab es dort, die Tenne Ornans (oder Araunas). Doch auch diese befand sich nicht auf der Bergspitze, sondern etwas darunter, so dass die Spitze beim Worfeln als Schutzwand diente und das Getreide nicht weggeweht werden konnte. Später erkannte David, dass der HERR die Tenne als Standort für sein Heiligtum auserwählt hatte (1.Chr 21,28; 22,1). David baute den Altar an der Stelle, wo sich die Tenne befand. Später wurde das Allerheiligste des Tempels genau auf der Bergspitze gebaut, der Brandopferaltar befand sich etwas östlich davon. Der Brandopferaltar stand im Stammesgebiet Judas, das Tempelhaus im Gebiet Benjamins. Dadurch wurde verhindert, dass ein Stamm den alleinigen Anspruch auf das Heiligtum für sich geltend machen konnte.

Die Auserwählung Jerusalems wurde mit einem „Bund“ besiegelt; dadurch gehörte Jerusalem dem HERRN („du wurdest mein“). Durch den Bau des Tempels, der von der Herrlichkeit des HERRN erfüllt wurde (1.Kön 8,11; vgl. V.14 „mein Glanz“), verband sich der HERR fest mit der Stadt.

Der Ausdruck „deine Zeit war da, die Zeit der Liebe“ (V.8) erinnert an das Hohelied, das ja ein reines Liebeslied ist. Dort heißt es mehrfach wie in einem Refrain:

„[...] Weckt nicht, stört nicht auf die Liebe, bevor es ihr selber gefällt!“ (Hoh 2,7)

Eine wichtige Mahnung, gerade für unsere Zeit, wo Kinder oft viel zu früh dazu animiert werden, Liebe auszuleben, bevor sie die nötige psychische Reife dazu besitzen. Der Erwähnung des Ehebundes in V.8 macht zudem deutlich, in welchen Rahmen die Ehe gehört. Manche denken, das Standesamt sei eine späte Erfindung der Menschheit. In gewissem Sinne stimmt das, aber das Prinzip, dass zuerst vor Zeugen ein Ehebund geschlossen wird, bevor die Liebe ausgelebt wird, ist uralt! Sarai gab Abram ihre Magd Hagar zur Frau, d.h. sie schlossen einen Ehebund (1.Mo 16,3). Die Hure Rahab heiratete später den Juden Salmon (Mt 2,5); ihre vorherigen hurerischen Verbindungen wurden nicht als Ehe gezählt. Auch die Frau am Jakobsbrunnen, die im Konkubinat mit einem Mann zusammenlebte, sagte zurecht, dass sie keinen Mann hätte, weil der Ehebund fehlte (wie bei den fünf Männern, die sie zuvor gehabt hatte; Joh 4,17-18).


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