Maleachi 1,2-4

Dez 30

Heutige Bibellese:

Maleachi 1,1-2,16 / Offenbarung 21,15-22,5 / Psalm 149,1-9 / Sprüche 31,1-9


Die Worte „ich habe Jakob geliebt; Esau aber habe ich gehasst“ (V.2-3), klingen sehr hart. Es sollte aber zweierlei bedacht werden. Einerseits kann die Aussage relativ verstanden werden. Jesus sagt in Lk 14,26, dass niemand zu ihm kommen könne, der nicht Vater, Mutter, Frau, Kinder usw. hassen würde. An anderen Stellen macht er aber sehr wohl deutlich, dass das vierte Gebot, Vater und Mutter zu ehren, keinesfalls aufgehoben ist (Mt 15,4-5). Deshalb ist Hassen in diesem Fall nicht im Sinne von Ablehnung zu verstehen, sondern so, dass die Liebe zu Jesus so stark sein muss, dass die Liebe zu Vater und Mutter im Vergleich dazu wie Hass erscheint (vgl. Mt 10,37: Vater und Mutter mehr lieben als Jesus). In diesem Sinne könnte man V.3 so auffassen, dass der bescheidene Segen Gottes, der für Esau nach der Segnung Jakobs übrig blieb (1.Mo 27,38-40), im Vergleich zu den Segnungen Jakobs wie Hass erscheint (Jakobs Nachkommen erhielten ein fruchtbareres Land als Wohngebiet, Edom nur ödes Land, V.3; Jakob wurde eine größere geistliche Einsicht gegeben und aus seiner Linie sollte der verheißene Erlöser kommen).

Andererseits muss man das „Hassen“ nicht unbedingt wegdiskutieren. Auffallend ist nämlich, dass diese Aussage nicht in 1.Mo steht, wo die Geschichte von Jakob und Esau berichtet wird. Erst im letzten Buch des AT, als die ganze Bosheit, Überheblichkeit und Gottlosigkeit Esaus offenbar geworden war, sagt der HERR, dass er Esau gehasst habe! Gottes Auserwählung entspringt seinem souveränen Willen und ist nicht das Ergebnis menschlicher Leistung (sonst wäre der Mensch und nicht Gott der Handelnde). Seine Erwählung zielt darauf ab, Gutes zu tun, aber es ist nie sein Vorsatz, Menschen zu hassen! Eine solche Lehre enthält die Bibel nicht. Gottes Liebe gilt allen Menschen (vgl. Joh 3,16; 1.Tim 2,4). Nur wer sein Liebes- und Gnadenangebot ablehnt und sich gegen ihn stellt, bleibt unter dem Zorn Gottes und kommt ins Gericht (Joh 3,18; Röm 1,18).

Der Hass wird im letzten Buch des AT erwähnt, weil das Maß voll war. Das Gericht musste kommen, um alle Gottlosigkeit zu richten. Das gilt nicht nur für Esau, sondern für alle Menschen und Völker! (Edom ist in der Bibel auch ein Bild für die gottfeindlichen Nationen, die Israel angreifen und in Besitz nehmen wollen, besonders in der Endzeit; vgl. Hes 35; 36,5; Jes 34; beide Kapitel stehen nämlich vor der Verheißung der Wiederherstellung Israels im Tausendjährigen Reich: Hes 36; Jes 35.)

Die Verse 3-4 erfüllten sich, als die Nabatäer im 6. Jh. v.Chr. das Gebiet Edoms einnahmen. 106 n.Chr. fiel das Nabatäerreich durch Verrat an die Römer. 614 n.Chr. wüteten die Perser in Petra (der Hauptstadt Edoms), plünderten alles und ließen die Stadt zerstört zurück.

Erschütternd ist die Frage Israels, worin Gott sie geliebt habe (V.2). Hatte er sie nicht erst vor kurzer Zeit (vor ca. 100 Jahren) aus der Gefangenschaft zurückkehren lassen? War das nicht ein großer Beweis seiner Liebe, Treue und Barmherzigkeit seinem Volk gegenüber? Sind nicht auch wir oft blind für das gute, liebevolle und barmherzige Handeln Gottes an uns? Und wie „blind“ ist erst die große Zahl der Nichtglaubenden, die angesichts des vielen Bösen (das seit dem vom Menschen verursachten Sündenfall in der Welt ist) hemmungslos fragen, wo denn der liebe Gott sei! Gibt es einen größeren Liebesbeweis als die Gabe des Sohnes Gottes (vgl. auch Joh 3,16; 15,13; Röm 5,8)?

Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. (1.Joh 4,9)


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