Ester 8

Dez 20

Heutige Bibellese:

Ester 8,1-10,3 / Offenbarung 12,1-18 / Psalm 139,1-24 / Sprüche 30,7-9


Noch ein zweites Mal ging Ester zum König, doch diesmal sicher ohne Todesangst, denn sie wusste, dass der König sie liebte (V.3-4). Grund ihres Kommens war Folgendes: Haman war inzwischen getötet worden, aber der von ihm verfasste Erlass, der alle Juden unter das Todesurteil stellte, war noch immer in Kraft. Ester bat darum, dass dieses Dekret aufgehoben würde, doch nach medo-persischem Recht konnte ein vom König erlassenes Gesetz nicht rückgängig gemacht werden (V.8; Dan 6,9). Aber er erlaubte ihr und Mordechai, selbst einen Erlass herauszugeben, was dann am 23. Tag des dritten Monats geschah, während das Haman-Dekret, das die Tötung der Juden und die Inbesitznahme ihrer Habe erlaubte, erst am 13. Tag des 12. Monats wirksam wurde (V.9; 3,13). Der zweite Erlass erlaubte allen Juden, an dem von Haman bestimmten Tag ihr Leben zu verteidigen, ihre Feinde zu vernichten und deren Habe in Besitz zu nehmen (V.11-12).

Diese zwei Dekrete lassen sich auf das Evangelium anwenden. Der erste Erlass ist das Todesurteil, unter dem jeder Mensch wegen seiner Sünde steht (Röm 3,23; 6,23). Der zweite Erlass setzt den ersten nicht außer Kraft, sondern macht bekannt, was vom Tod rettet, Kraft schenkt und zur Freiheit führt. Das ist das Evangelium, das „Wort vom Kreuz“ (1.Kor 1,18). Der Tod wird durch Tod beseitigt. Jesus Christus starb anstelle der Sünder am Kreuz und besiegte durch seinen Tod den Tod. Er befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes (Röm 8,2). Die Schuld ist durch ihn völlig beglichen; der Schuldschein hängt am Kreuz (Kol 2,14). Dieser zweite Erlass des Evangeliums, der mit dem Kreuz Christi verbunden ist, bewirkt zweierlei: Zunächst wird jeder Sünder, der daran glaubt, gerechtfertigt (Gal 2,16), was ihn vor der Verurteilung durch das Gesetz und dem Gericht Gottes (das sonst den sicheren Tod bedeutet) schützt. Darüber hinaus wird er durch den Erlass in die Lage versetzt, sich gegen seine Feinde, unter die er wie ein Gefangener versklavt war (Röm 6,16-18), zu „verteidigen“. Der Nichtglaubende ist unter die Sünde versklavt, der Glaubende kann ihr in der Kraft des Heiligen Geistes widerstehen – wie auch die Juden ihren Feinden widerstanden und sich verteidigten.

Allerdings benötigten die Juden dazu Glauben. Hätten sie den beiden Dekreten nicht geglaubt, wären sie dem ersten Dekret schutzlos ausgeliefert gewesen. Um unter den Schutz des zweiten Dekretes, des Gnadenangebotes Christi zu kommen, muss der Sünder sowohl glauben, dass ihm der Tod droht, als auch glauben, dass „Christus [...] als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben“ ist (Röm 5,6). Wer beidem glaubt, wird wie die Juden Rettung, Frieden und Freude haben (V.17).

Das Dekret wurde an alle 127 Provinzen, in der Sprache jedes einzelnen Volkes des Reiches gesandt, damit jeder die gute Botschaft vernehmen und umsetzen konnte (V.9). Eilboten sorgten dafür, dass das neue Gesetz schnell ausgebreitet wurde (V.14). Haben auch wir solche Eile, das Evangelium, die beste aller Botschaften, allen Völkern und in allen Sprachen zugänglich zu machen? Überall, wo die Botschaft bekannt wurde, führte sie zu Licht, Freude und Feststimmung (V.16-17). Die gleiche Wirkung hat auch das Evangelium!


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