Jeremia 26

Sept 13

Heutige Bibellese:

Jeremia 26,1-27,22 / Römer 10,12-11,10 / Psalm 59,1-18 / Sprüche 23,9-11


Jeremia hatte seinem Volk eine unangenehme Botschaft mitgeteilt (wenn auch die Details in diesem Kapitel nicht genannt werden). Das Volk und dessen Führer, die Priester und Propheten, ließen sich dadurch allerdings nicht zur Buße führen. Sie zogen eine ganz andere Konsequenz aus der eindringlichen Rede Jeremias: Er sollte getötet werden (V.8). Der einzige Anklagepunkt lautete, dass er im Namen des HERRN geweissagt hätte, dass der Tempel wie Silo werden sollte und die Stadt zu Trümmern und unbewohnt werden würde (V.9; vgl. 7,12-14 und Ps 78,60 über das Schicksal Silos, des ersten Anbetungsortes in Israel; Jos 18,1). Doch im Unterschied zu den anderen Propheten damals in Juda redete er nicht eigenmächtig im Namen des HERRN (vgl. 23,33-38; 27,16), sondern war wirklich vom HERRN gesandt (V.12). Bis heute ist es eine große Tragik, wenn Menschen das Wort Gottes nur als Menschenworte aufnehmen, anstatt zu erkennen, dass Gott durch Menschen zu ihnen reden will (vgl. 1.Thess 2,13).

Jeremia wurde daraufhin in den Eingang des neuen Tores am Haus des HERRN gebracht. Stadttore waren von jeher die Orte in Israel, an denen Gericht gehalten und öffentliche Geschäfte verhandelt wurden (5.Mo 21,18-19; Rut 4,1–11). Im Tor wurde die Anklage wiederholt, dass Jeremia des Todes schuldig sei.

Es ist schön zu sehen, wie gelassen Jeremia mit den Morddrohungen umging. Der HERR hatte verheißen, ihn zu schützen, und er vertraute dieser Zusicherung (1,17-19). Er stellte richtig, dass er nicht eigenmächtig, sondern im Auftrage Gottes geredet hatte, erinnerte seine Gegner daran, dass sie dem angedrohten Unheil entgehen könnten, wenn sie sich selbst  (ihre Wege und Taten) besserten – nicht aber, indem sie ihn umbrächten. Dadurch würden sie nur unschuldiges Blut auf sich laden und ihre Schuld vergrößern. Er gab zu, dass er in ihrer Hand war und sie tun konnten, was in ihren Augen recht war, aber er zeigte ihnen auch die Konsequenzen ihrer Absichten auf (V.12-15).

Die Obersten erkannten daraufhin, dass Jeremia das Todesurteil nicht verdient hatte. Sie erinnerten sich daran, wie Hiskia mit Micha umgegangen war und wollten nun ebenfalls darauf verzichten, Jeremia Unrecht anzutun. So wurde Jeremia vor dem Tod gerettet, und wurde in Zukunft sogar durch Ahikam, den Sohn Schafans, unterstützt  (V.24). Schafan war unter König Josia Schreiber und hatte das Auffinden des Gesetzes gemeldet (2.Kön 22,3-10).

Die Erwähnung des Propheten Uria, den König Jojakim bis nach Ägypten verfolgen und dort umbringen ließ, zeigt, dass ein glückliches Ende keine Selbstverständlichkeit ist. Die Welt hört die ernsten und mahnenden Worte Gottes nicht gerne; sie versteht nicht, dass Gott zu ihnen redet (und nicht Menschen). Anstatt Buße zu tun und zu Gott umzukehren, diffamieren sie lieber seine Boten oder versuchen gar, sie ganz aus dem Weg zu räumen.

Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer und ein Sklave nicht über seinem Herrn. [...] Wenn sie den Hausherrn Beelzebul genannt haben, wieviel mehr seine Hausgenossen! Fürchtet euch nun nicht vor ihnen! (Mt 10,24-26)


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