Jeremia 28
Heutige Bibellese:
Jeremia 28,1-29,32 / Römer 11,11-36 / Psalm 60,1-14 / Sprüche 23,12-14
In diesem Kapitel spitzt sich die Auseinandersetzung mit den falschen Propheten weiter zu. Immer wieder hatte der HERR Jeremia die falschen Propheten als Lügner entlarven lassen (zuletzt in 27,16) – jetzt kam es zu einer direkten Konfrontation. Jeremia hatte angekündigt, dass Nebukadnezar bald den Rest der Geräte des Tempels, die nach der zweiten Deportation noch in Jerusalem geblieben waren (2.Kön 24,13), nach Babel holen würde und dass sie solange dort bleiben sollten, bis ER sie von dort zurückholen und nach Jerusalem bringen würde (27,19-22). Kurz darauf (noch im gleichen Jahr zu Beginn der Regentschaft Zedekias; V.1) kam der Prophet Hananja zu Jeremia und behauptete, dass der HERR das Joch des Königs von Babel zerbrechen und nach genau zwei Jahren alle Tempelgeräte nach Jerusalem zurückbringen würde (V.3). Und auch König Jechonja, den Vorgänger Zedekias, würde der HERR zurückbringen (V.4). Das war ein deutlicher Widerspruch zu den Prophetien, die der HERR durch Jeremia gegeben hatte, nach denen Jechonja in Babylon sterben sollte (22,26; vgl. die Erfüllung: 2.Kön 25,27-30) und die Macht der Könige von Babel erst nach 70 (und nicht schon nach zwei) Jahren gebrochen werden würde (25,12.14). Hananja unterstrich seine Behauptung noch dadurch, dass er das hölzerne Joch, das Jeremia im Auftrag des HERRN angefertigt hatte, zerbrach (V.10; 27,2). Durch diese Handlung konnte er vielleicht Menschen überzeugen, aber nicht den Willen Gottes ändern. Es stand Aussage gegen Aussage. Wie sollte das Volk erkennen, wer die Wahrheit sprach? Die Aussagen Hananjas klangen in den Ohren des Volkes viel freundlicher – aber Jeremia warnt, dass ein Prophet, der Frieden weissagt, erst dadurch als ein wahrer Prophet erkannt wird, dass sein Wort eintrifft (V.9; 5.Mo 18,21-22). Der verheißene Frieden trat nicht innerhalb von zwei Jahren ein, wohl aber eine andere Verheißung, die Jeremia gab: dass Hananja noch im gleichen Jahr sterben würde (weil er das Volk auf seine Lüge hatte vertrauen lassen). Und tatsächlich starb er etwa zwei Monate später (V.1.17).
Auch die Endzeit wird dadurch gekennzeichnet sein, dass die Mehrzahl der sich als gottesfürchtig ausgebenden Menschen von Gott abgefallen ist, nicht mehr nach der Wahrheit fragt und nur noch das hören will, was ihr gefällt:
Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden. (2.Tim 4,3-4)
Heutzutage kann man entsprechende Tendenzen bereits beobachten. Wir dürfen uns davon nicht beirren lassen, sondern müssen an der Wahrheit festhalten:
Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst! (2.Tim 4,5)