Sacharja 11

Dez 14

Heutige Bibellese:

Sacharja 10,1-11,17 / Offenbarung 6,1-17 / Psalm 133,1-3 / Sprüche 29,21-22


Mit der Tür bzw. dem Tor des Libanon könnte eine ganz bestimmte Stelle gemeint sein: der Anfang des großen Grabenbruchs, der sich vom Libanon bis nach Nordafrika erstreckt. Der See Genezareth, der Jordan und auch das Tote Meer sind Teil dieses Grabenbruchs. Er beginnt im Libanon, bei der Mündung des oberhalb von Beirut fließenden „Hundsflusses“. In der Nähe der Mündung befindet sich eine große Felswand, in die alle großen Feldherren großer Nationen, die dort hindurchzogen, ihren Namen eingemeißelt haben (deshalb nennt man die Felswand auch „die Visitenkarten der Nationen der Welt“). Der Grabenbruch war der Durchgangsweg für alle großen Eroberer der Vergangenheit – die Ägypter (die allerdings vom anderen Ende, von Süden her kamen), Syrer, Babylonier, Medo-Perser, Griechen und Römer (auf die sich vermutlich V.1-3 bezieht).

Das Gericht Gottes wird mit einem verzehrenden Feuer verglichen, das sich zu einem verheerenden Flächenbrand ausweitet und die Zedern des Libanon, die Eichen Baschans und das Jordandickicht vernichtet (V.1-3). Manche Ausleger meinen, dass die Bäume ein Bild für die Pracht Jerusalems und insbesondere des Tempels, der ja zum Teil aus Holz bestand, sei. Doch ob man die Verse wörtlich oder bildlich auffasst: die geschilderte Zerstörung weist auf die Zerstörungen hin, die um 70 n.Chr. durch die Römer stattfanden.

Viele Ausleger meinen, dass es sich bei V.4-17 um eine erneute Vision Sacharjas handelt, während die Mehrzahl der jüdischen Ausleger davon ausgeht, dass Gott dem Propheten befahl, konkrete symbolische Handlungen auszuführen um dadurch zu verdeutlichen, was er selbst mit Israel vorhat. Die konkrete Beschreibung der Handlungen Sacharjas (die sich von der Beschreibung der Visionen in den Kapiteln 1-6 stark unterscheidet) spricht für letztere Sichtweise.

Sacharja bekam die Aufgabe, die zur baldigen Schlachtung bestimmte Schafherde zu weiden (V.4) – ein Bild für das Volk Israel, das in absehbarer Zeit den Römern ausgeliefert werden sollte. Mit den Käufern und Verkäufern (V.5) können entweder ausländische Unterdrücker gemeint sein oder aber jüdische Anführer (für Letzteres spräche, dass Sacharja die Herde in V.7 von den Händlern übernimmt). Mit den Hirten sind auf jeden Fall jüdische Führer gemeint, die ihrer Verantwortung für Gottes Volk nicht nachgekommen sind. Davon redet auch der Prophet Jeremia:

Mein Volk war eine verlorengehende Schafherde: ihre Hirten leiteten sie irre auf verführerische Berge. Sie gingen von Berg zu Hügel, vergaßen ihre Lagerstätte. Alle, die sie fanden, fraßen sie. Und ihre Gegner sagten: Wir werden nicht schuldig! [...] (Jer 50,6-7)

Weil die menschlichen Hirten versagt haben, wird der HERR selbst sich seiner Herde annehmen:

Denn so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich bin es, und ich will nach meinen Schafen fragen und mich ihrer annehmen. (Hes 34,11)

Er hat seinen guten Hirten, Jesus, bereits gesandt, aber Israel hat ihn verworfen (V.7-14). Aber wenn der böse Hirte, der Antichrist, kommen wird, dann werden ihm viele nachfolgen. Am Ende der Drangsalszeit wird der HERR diesen nichtigen Hirten richten (V.15-17).

Folgen Sie nichtigen Hirten nach, oder gehören Sie zu den Schafen Jesu und lassen sich von dem guten Hirten Jesus Christus leiten, der sogar sein Leben für seine Schafe gegeben hat (Joh 10,11.14)?


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