Sacharja 5,1-4

Dez 10

Heutige Bibellese:

Sacharja 4,1-5,11 / Offenbarung 2,18-3,6 / Psalm 129,1-8 / Sprüche 29,12-14


Die ersten fünf Nachtgesichte sind Trostvisionen, die Jerusalem, das zerstreute Volk, den Sturz Babylons und anderer feindlicher Nationen sowie die Vergebung Gottes und die wiederhergestellte Theokratie als Licht der Welt im Tausendjährigen Reich betreffen. Die letzten drei Visionen sind Gerichtsvisionen; das Gericht geht der Wiederherstellung Israels voraus.

Hesekiel sah eine fliegende Schriftrolle, die ein Symbol für das geschriebene Wort Gottes ist. Gottes Wort überführt (wie hier in der Vision) von Sünde (V.3 Elb; Röm 7,7). Weil das Gesetz die Sünde aufdeckt, bringt es den Fluch über die Menschen (Gal 3,10.13). Deswegen erklärt der Deute-Engel dem Sacharja, dass die Schriftrolle der Fluch sei, der über das Land ausgeht.

Und er sprach zu mir: Dies ist der Fluch, welcher über die Fläche des ganzen Landes ausgeht; denn ein jeder, der stiehlt, wird gemäß dem, was auf dieser Seite der Rolle geschrieben ist, weggefegt werden; und ein jeder, der falsch schwört, wird gemäß dem, was auf jener Seite der Rolle geschrieben ist, weggefegt werden. (Sach 5,3; Elb)

Nach der Übersetzung der unrevidierten Elberfelder Bibel wurden Diebe durch das, was auf der einen Seite der Rolle geschrieben stand, überführt und kamen unter den Fluch, während diejenigen, die falsch schworen, durch das auf der anderen Seite der Rolle Geschriebene überführt wurden. Die beiden Sünden stellen jeweils die Übertretung einer der beiden Seiten der Gesetzestafeln dar (die Betonung, dass auch die Gesetzestafeln auf beiden Seiten beschrieben waren, 2.Mo 32,15, ist ein starkes Indiz dafür, dass auf jeder der zwei Tafeln das ganze Gesetz stand – auf der einen Seite der Teil, der Gott betraf und auf der anderen Seite derjenige, der das Verhältnis der Menschen zueinander betraf; die zwei Tafeln entsprächen dann der auch heute noch üblichen doppelten Ausführung; für jede Vertragspartei eine). Stehlen missachtet das Recht des nächsten, falsch Schwören verachtet den Anspruch Gottes auf Ehrfurcht ihm gegenüber und Heiligung seines Namens.

Die Vision von der Wiederherstellung Israels (Kap. 4) könnte die Frage aufwerfen, ob ganz Israel gerettet werden wird, auch diejenigen, die in Sünde und Auflehnung gegen Gott lebten. Die Vision von der Schriftrolle zeigt dagegen, dass Sünder unter dem Fluch bleiben und für ihre Sünden gerichtet werden. Alle Gnadenverheißungen Gottes gelten nur denen, die an Gott glauben und ihm gehorchen.

Die Schriftrolle erinnert auch an die beschriebene Rolle, die Hesekiel essen musste (Hes 3,1-3). Auch diese Rolle war vorne und hinten beschrieben (Hes 2,10) – mit Seufzen, Klagen und Wehgeschrei, die ebenfalls auf Fluch und Gericht hindeuten.

Der Apostel Johannes musste ein Büchlein essen, das seinen Bauch bitter machte und dadurch ebenfalls ein Zeichen für Gericht ist (Off 10,9-10).


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