Daniel 9,1-20

Dez 02

Heutige Bibellese:

Daniel 9,1-11,1 / 1.Johannes 4,1-21 / Psalm 121,1-8 / Sprüche 28,23


Nach dem Fall des Babylonischen Reiches und der Machtübernahme durch die Medo-Perser machte Daniel sich im ersten Jahr Darius des Meders, d.h. 539 v.Chr., Gedanken über die Zukunft seines Volkes. Dazu nahm er die beste Informationsquelle zur Hand: die prophetischen Schriften der Bibel. In der Schriftrolle des Propheten Jeremia stieß er auf die Zahlenangabe von 70 Jahren (vgl. Jer 29,10):

Und dieses ganze Land wird zur Trümmerstätte, zur Wüste werden; und diese Nationen werden dem König von Babel dienen siebzig Jahre lang. [...] wenn siebzig Jahre voll sind, suche ich am König von Babel und an diesem Volk ihre Schuld heim [...] und am Land der Chaldäer; und ich mache es zu ewigen Einöden. (Jer 25,11-12)

Viele Prophetien sind äußerst detailliert und es ist wichtig, diese Details nicht einfach zu überlesen, sondern genau zu studieren, um die „Zeichen der Zeit“ richtig deuten zu können. Daniel lebte bereits 66 Jahre in der Gefangenschaft, was bedeutete, dass diese Zeit ihrem Ende entgegen gehen musste. Das Babylonische Reich war durch die Medo-Perser beendet worden und damit die knapp 70 Jahre Dienst für den König von Babel beendet. 538 v.Chr. kehrten die ersten Juden unter Scheschbazar mit der Erlaubnis des Perserkönigs Kyrus nach Juda zurück. Eine zweite Erfüllung der 70 Jahre ergibt sich für den Tempel, der 586 v.Chr. zerstört (zur „Trümmerstätte“ gemacht) worden war und dessen Wiederaufbau 515 v.Chr. abgeschlossen war.

Das Studium der Prophetie führte Daniel zum Gebet. Auch uns sollte das Studium der Prophetie in ein tieferes geistliches Leben führen. Daniels Gebet steht in völliger Übereinstimmung mit 1.Kön 8,33 (Salomos Gebet anlässlich der Tempeleinweihung).

Wenn dein Volk Israel vor dem Feind geschlagen wird, weil sie gegen dich gesündigt haben, und sie kehren zu dir um und preisen deinen Namen und beten und flehen zu dir um Gnade in diesem Haus, dann höre du es im Himmel und vergib die Sünde deines Volkes Israel; und bring sie in das Land zurück, das du ihren Vätern gegeben hast! (1.Kön 8,33-34)

Daniel betete, indem er sein Gesicht zu Gott hin richtete (V.3), d.h. nach Jerusalem (vgl. 6,11). Er pries Gott (V.4), bekannte sich zusammen mit seinem Volk („wir“) und ihren Vorfahren („Väter“) schuldig (V.5-15.20) und bat um das Erbarmen Gottes für Jerusalem, den Tempel und das Volk (V.16-19). Bemerkenswert ist, wie vollständig Daniel, der ja bereits als junger (und äußerst gottesfürchtiger) Mann in die Gefangenschaft kam, sich mit den Sünden seines Volkes identifizierte und eins machte. Stellen auch wir uns unter die Sünden des heutigen Volkes Gottes, oder sehen wir auf die „weniger Frommen“ herab? Die zerrissenen Kleider sind ein weiterer Ausdruck von Daniels Reue und Selbstdemütigung. Der Fortgang der Geschichte zeigt, dass der HERR sich wirklich erbitten ließ, sein Volk zurückkehren durfte und der Tempel wieder aufgebaut werden konnte. Auf Selbstdemütigung und Sündenbekenntnisse reagiert Gott immer mit Gnade – auch bei uns (1.Joh 1,9)!

Er gibt aber desto größere Gnade. Deshalb spricht er: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ (Jak 4,6)


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