Matthäus 24,1-3
Heutige Bibellese:
Hiob 40,1-42,17 / Matthäus 24,1-28 / Psalm 30,1-13 / Sprüche 8,12-21
Nachdem Jesus die Streitgespräche mit der jüdischen Obrigkeit beendet hatte, verließ er den Tempel und ging mit seinen Jüngern in Richtung Ölberg fort (V.1-3). Jesus wusste, dass das sein letzter Besuch im Tempel war.
Vom Ölberg aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den prächtigen Tempel. Und obwohl dieser Anblick für die Jünger nicht neu war (z.B. waren sie beim Einzug in Jerusalem am Sonntag zuvor vom Ölberg her gekommen; 21,1), waren sie von dem Anblick erneut überwältigt und sprachen zu Jesus: „Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude!“ (Mk 13,1). Jeder, der schon einmal vom Ölberg aus auf den Tempelberg geschaut hat, kann die Empfindungen der Jünger gut nachvollziehen (auch wenn dort heute nicht mehr der Tempel, sondern nur der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee zu sehen sind).
Jesus dagegen scheint die Begeisterung der Jünger nicht zu teilen. Er sah tiefer. Sicher, der Tempel war imposant und äußerst beeindruckend, insbesondere seit den von Herodes durchgeführten Baumaßnahmen. Doch Jesus wusste, dass das äußere Gebäude das einzig herrliche an dem Tempel war. Der Tempel war zu einem „Kaufhaus“ und einer „Räuberhöhle“ verkommen (21,13; Joh 2,16). Der Gottesdienst bestand in äußeren Formen, Ritualen, Traditionen. Eine echte Beziehung zu Gott hatten die wenigsten. Deshalb hatte Jesus kurz zuvor so viele „Wehe“ über die Pharisäer und Schriftgelehrten aussprechen müssen (Kap. 23). Die Jünger hatten das alles nicht durchschaut und ließen sich deshalb von dem äußeren herrlichen Schein blenden. Nur Jesus sah die Unreinheit und Gesetzlosigkeit im Innern (23,25.27-28).
Lassen auch wir uns vom äußeren Schein blenden – große, bombastische Kirchengebäude und Gemeindehäuser, hohe Besucherzahlen, perfektes Programm? Merken wir es, wenn das „Glänzende“ nur eine leere Fassade ist?