Sacharja 11
Heutige Bibellese:
Sacharja 10,1-11,17 / Offenbarung 6,1-17 / Psalm 133,1-3 / Sprüche 29,21-22
Kapitel 11 ist das düsterste im ganzen Buch Sacharja. Es beginnt mit Gericht (V.1-3), dann folgt die Schilderung der Verwerfung des guten Hirten (4-14) und endet mit der Beschreibung des bösen Hirten, des Antichristen in der Endzeit (V.15-17). Letzteres zeigt, welche Auswirkungen die Verwerfung des guten Hirten haben wird!
Sacharja bekam den Auftrag, die zur Schlachtung bestimmte Schafherde (das Volk Israel, das den Römern ausgeliefert werden würde) von den Schafhändlern (den Führern Israels) zu übernehmen (V.7). Ein Hirte benötigt für seinen Dienst einen Stab, um die Herde zu schützen und zu leiten. Sacharja nahm sich zwei Stäbe, denen er die Namen „Freundlichkeit“ und „Verbindung“ gab. Die Stäbe sind ein Hinweis auf Gottes Barmherzigkeit und Gnade und erinnern an das Mitgefühl und die Fürsorge des guten Hirten Jesus Christus:
Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. (Mt 9,36)
Jesus kam zu den elenden Schlachtschafen und bot ihnen in aller Freundlichkeit und Gnade das Reich Gottes an. Er wollte sie sowohl von den treulosen Führern als auch von den mächtigen Feinden erretten. Doch Israel lehnte seinen Messias ab, was dazu führte, dass der Stab „Freundlichkeit“ zerbrochen und der Bund mit den Völkern ungültig gemacht wurde. Das Reich soll weggenommen und einer anderen Nation gegeben werden:
Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, die seine Früchte bringen wird. (Mt 21,43)
Nach dem Zerbrechen des ersten Stabes erhielt der Prophet den Lohn von 30 Silberschekeln (V.12). Das weist deutlich auf die 30 Silberlinge hin, die Judas als Lohn für den Verrat des guten Hirten Jesus Christus erhielt und später in den Tempel warf, das später einem Töpfer gegeben wurde (V.13; Mt 26,15; 27,3-10). Erst danach wurde der Stab „Verbindung“ (oder Eintracht, Einbeziehung in die Gemeinschaft) zerbrochen. Nachdem die 30 Silberlinge bezahlt waren, forderte das Volk den Tod Jesu. Sie schrien „kreuzige ihn“ – und Jesus betete um Vergebung für sie (Lk 23,34). Nach Pfingsten wurde das Evangelium zuerst in Jerusalem verkündigt. Das Volk erhielt eine zweite Chance. Hätte es Buße getan, dann wären die „Zeiten der Erquickung“ (das Reich) schnell angebrochen (vgl. Apg 3,19-21). Doch auch diese Chance wurde vertan. Der Stab „Verbindung“ wurde gebrochen, die Bruderschaft zwischen Juda und Israel ungültig gemacht und die Juden in alle Welt zerstreut (anstatt unter dem guten Hirten geeint zu werden; vgl. Joh 10,16; 11,52).
In V.11 werden die „elendsten der Schafe“ (vgl. Fußnote) erwähnt, die auf den Hirten achteten. Diese Elendsten stellen den treuen Überrest dar, den es zu jeder Zeit unter den Juden gegeben hat und auch am Ende, beim Wiederkommen Jesu, geben wird (vgl. 13,7).
Der gute Hirte wurde verworfen, doch der böse Hirte, der mit nichtigem Gerät anstelle von „Freundlichkeit“ und „Verbindung“ kommen wird, wird angenommen werden (V.15-17):
Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen. (Joh 5,43)