Nehemia 5
Heutige Bibellese:
Nehemia 5,14-7,72 / Offenbarung 18,1-24 / Psalm 145,1-21 / Sprüche 30,21-23
Auf den äußeren Widerstand folgte der innere. Wenn der Teufel merkt, dass er mit äußeren Mitteln (Verspottung, offener Widerstand) nicht zum Ziel kommt, setzt er andere Waffen ein und kommt von innen. Auch in der Kirchengeschichte war es immer wieder so, dass dann, wenn der Teufel die Kirche nicht durch Verfolgungen zerstören konnte, er sich ihr anschloss und von innen schädigte. Genau davor warnte Paulus die Ältesten von Ephesus (Apg 20,30). Es kam zu einem Konflikt im Volk (V.1), weil die reichen Juden die armen bedrückten.
Der Aufbau der Mauer war ein Liebesdienst, der nicht bezahlt wurde. Das Volk war so sehr beschäftigt, dass alle anderen Beschäftigungen, einschließlich der Landwirtschaft, ruhten. Das hatte wiederum zur Folge, dass man sich Getreide zum Essen und Geld für die Steuer leihen und Felder und Weinberge dafür verpfänden und die Kinder zu Sklaven erniedrigen musste (V.1-5). Die Reichen (die zum Teil selbst beim Mauerbau nicht mithalfen; 3,5), nutzten die Notsituation schamlos aus. Das führte zu einem großen Geschrei im Volk – ähnlich dem der griechischen Christen gegen die jüdischen in der Anfangszeit der Gemeinde (Apg 6,1).
Unterdrückung erregt das Missfallen Gottes (vgl. Jak 5,1-6):
Wer den Geringen unterdrückt, verhöhnt den, der ihn gemacht hat; aber ihn ehrt, wer sich über den Armen erbarmt. (Spr 14,31)
Auch Nehemia war zornig und entrüstet, als er das hörte (V.6-7). Als er nach Jerusalem gekommen war, hatte man versucht, alle Juden zu befreien, die aufgrund von Schulden zu Knechten von Heiden geworden waren. Und jetzt wollten die Reichen ihre Brüder wieder verkaufen? Darauf konnten die versammelten Reichen nichts erwidern. Betretenes Schweigen (V.8). Sie hatten aus Eigennutz gehandelt und Gott nicht gefürchtet (V.9).
Denn wo Eifersucht und Eigennutz ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat. (Jak 3,16)
Nehemia forderte alle Reichen dazu auf, den Juden die Schulden zu erlassen – und schloss sich selbst und seine Brüder mit darin ein (V.10-11). Auch sie hatten Geld und Getreide verliehen (allerdings sicherlich ohne ihre Schuldner zu bedrängen). Wenn Leiter Fehler machen (was nicht ausbleibt) ist die Versuchung groß, diese zu verheimlichen. Aber es ist nur ehrlich, die Maßstäbe, die man an andere anlegt, auch an sich selbst anzulegen. Schuld öffentlich einzugestehen ist unbequem, aber es macht Verantwortliche unabhängig.
Um die Missstände zu beheben und dadurch auch das Geschrei im Volk zu beenden, musste Nehemia sehr unpopuläre Maßnahmen ergreifen, die ihn bei den vornehmen, einflussreichen Leuten alles andere als beliebt machen mussten. Dennoch scheute er sich nicht, das zu tun – und ließ die Reichen nach deren Einverständniserklärung sogleich vor den Priestern schwören (V.12-13). Eine öffentliche Erklärung, die zusätzlich noch durch einen Eid vor Gott besiegelt war, konnte nicht so leicht gebrochen werden! Am Ende lobte die ganze Versammlung den HERRN (V.13)!
Abschließend wird berichtet, wie tadellos sich Nehemia verhielt, indem er auf Abgaben und Steuern verzichtete und für alle Kosten, die mit seinem Amt als Statthalter verbunden waren, selbst aufkam. Er war ein Leiter, der diente anstatt zu herrschen (1.Pt 5,2-3)!