Nehemia 1

Dez 24

Heutige Bibellese:

Nehemia 1,1-3,13 / Offenbarung 16,1-21 / Psalm 143,1-12 / Sprüche 30,17


Nehemia war ein in der Gefangenschaft geborener Jude, der bei den Persern „Karriere“ gemacht hatte und am königlichen Hof, in der Burg Susa (die auch Schauplatz des Buches Ester war), dem König Artaxerxes I. (in der Bibel Artahsasta genannt, 465-424 v.Chr.) als Mundschenk diente (V.1.11). Mundschenk des Königs zu sein war eine große Ehre. Angesichts der nicht seltenen Giftmordversuche standen sie in einer besonderen Vertrauensstellung. Dadurch besaßen sie auch einen großen Einfluss auf den Herrscher.

Als Nehemia von seinem Bruder Hanani und einigen anderen Männern aus Juda Besuch bekam (im September oder Oktober 446 v.Chr.), fragte er nach den „Entkommenen“, womit vermutlich diejenigen gemeint sind, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren (vgl. Esr 9,8, Fußnote, wo ebenfalls der Ausdruck „Entkommene“ gebraucht wird; diejenigen, die nicht in die Gefangenschaft gerieten, zogen nach Ägypten und wurden größtenteils dort vom Heer Nebukadnezars getötet; Jer 44,14.28). Nehemia hatte also, bei allem Luxus und aller Ehre, die er am königlichen Hof besaß, seine Landsleute nicht vergessen; sein Herz war bei seinem Volk. Er lebte nicht nach dem Motto „Hauptsache mir geht es gut“, sondern war zutiefst betrübt, als er hörte, dass die Juden in Unglück und Schmach lebten, weil die Mauer Jerusalems noch in Trümmern lag und die Tore vom Feuer verbrannt waren (vgl. 2.Kön 25,9-10).

Nehemia war über den Zustand Jerusalems tief betrübt. Der geistliche Zustand unter Gottes Volk heute bietet ebenfalls Grund zum Weinen und Trauern (V.4). Was empfinden wir, wenn wir davon hören? Bleiben wir gleichgültig und unbewegt?

Die Not trieb Nehemia ins Gebet. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass man viel intensiver und leichter für Dinge beten kann, für die man viel empfindet?

Das Gebet Nehemias ist sehr interessant. Er beginnt mit der Anrede Gottes als Gott des Himmels. Er nennt ihn groß und furchtbar – weiß aber auch um dessen Treue (er hält den Bund) und Gnade gegenüber denen, die ihn lieben und seine Gebote halten (das ist eine Folge der Liebe; vgl. Joh 14,15). Diese Anrede drückt Gottesfurcht und Gottvertrauen aus – zwei Aspekte die sich keinesfalls widersprechen!

Nehemia stellte sich selbst mit unter die Sünde (V.6-7). Er erinnerte den HERRN an sein Wort und zweifelte nicht daran, dass er zu tun imstande wäre, was er verheißen hatte (V.8-10; vgl. Jak 1,6-7). Nehemia bat nicht darum, dass er die Juden in Jerusalem stärken und zum Mauerbau motivieren solle. Er machte Gott keine Vorschriften, wie er das Problem lösen solle. Und er war selbst bereit, die Bequemlichkeiten, die er am Königshof genoss, aufzugeben, um den Notstand in Jerusalem zu beheben (V.11; Kap. 2)! Er bat nur um Gelingen und Barmherzigkeit vor dem König („diesem Mann“). Das genügte. Alles andere überließ er der Führung Gottes. Gebete sollten keine Monologe sein, in denen wir Gott bitten, gemäß unserer Vorstellungen und Wünsche zu handeln. Wir dürfen mit allen Anliegen zu Gott kommen, aber wir müssen die Bereitschaft mitbringen, seinen Willen und seinen Plan für diese Angelegenheit zu erforschen – und uns darin einbeziehen zu lassen!


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