Richter 20
Heutige Bibellese:
Richter 20,1-21,25 / Johannes 8,31-59 / Psalm 113,1-9 / Sprüche 15,5-7
In Israel war durch eine Stadt eine Sünde geschehen, die nicht von dem betroffenen Stamm gerichtet worden war. Ein vergleichbarer Fall wird in 1.Kor 5 geschildert, wo ein Mann eine Sünde begangen hatte und die Gemeinde in Korinth es versäumt hatte, den Sünder zu richten. Sie waren gleichgültig, anstatt „Leid zu tragen“ (1.Kor 5,2), dass so etwas in ihrer Mitte geschehen konnte. Immerhin traf sie eine gewisse Mitschuld, dass die Sünde nicht verhindert werden konnte. Wenn es eine Gemeinde unterlässt, Sünde in ihrer Mitte zu richten, dann wird sie mitschuldig und andere Gemeinden stehen in der Pflicht, sie dazu zu bringen, den Sünder zur Buße zu bewegen oder Zucht auszuüben, damit er zur Buße kommt (wozu auch Paulus die Korinther auffordert).
In diesem Punkt hatte auch der Stamm Benjamin versagt. Er lehnte es ab, sich „in die Angelegenheit Gibeas“ einzumischen (vgl. V.13). Doch anstatt zu versuchen, Benjamins Gesinnung in diesem Punkt zu ändern (wie in 1.Kor 5), versammelte sich das übrige Israel gleich zum Krieg; zum ersten Bürgerkrieg bzw. Bruderkrieg in Israel (gibt es den auch zwischen christlichen Gemeinden?). Interessant ist auch, dass der Levit seine Mitschuld an der Situation verschwieg (V.4-5).
Zucht soll nach Gal 6,1 nur durch geistliche Menschen, im Geist der Sanftmut und mit großer Vorsicht geschehen, damit man nicht selbst dadurch in Versuchung gerät. Genau das fehlte in Israel. Sie demütigten sich nicht vor dem HERRN wegen dieser Angelegenheit, sondern planten den Krieg eigenmächtig. Gott wurde nur noch darum befragt, wer zuerst hinaufziehen sollte, nicht ob sie überhaupt ziehen sollten. Der allgemeine Name „Gott“ anstatt des Bundesnamens „HERR“ drückt zudem ihre Distanz zu Gott aus (V.18). Nach schmerzlicher Niederlage und langem Weinen befragten sie immerhin den HERRN. Er riet zum Krieg, verhieß aber keinen Sieg (V.23)! Nach erneuter Niederlage (inzwischen waren 10 Prozent der Kriegsmänner getötet worden; fast doppelt so viele, wie später von Benjamin fielen; V.17.21.25.35). Dann erst kam es zu einer tieferen Demütigung vor dem HERRN, sie opferten Brand- und Heilsopfer (deutet das fehlende Sündopfer an, dass sie ihre Sünde und Mitschuld immer noch nicht eingestanden?) und waren auch bereit, ggf. auf Krieg zu verzichten. Dann erst verheißt der HERR, dass ER ihnen den Sieg schenken werde (V.28)! Es ist gut, erst dann in den Kampf zu ziehen, wenn wir die Gewissheit haben, dass der Herr mit uns ist. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Erwähnung des Pinhas. In Gottes Volk wurde und wird bis heute viel geeifert. Doch Eifer kann aus dem Fleisch oder aus dem Geist Gottes hervorkommen. Dem Pinhas hatte der HERR einst bezeugt, dass er mit seinem (Gottes) Eifer geeifert hatte (4.Mo 25,11)!