Hesekiel 4,9-5,4.12

Nov 01

Heutige Bibellese:

Hesekiel 5,1-6,14 / Hebräer 11,1-16 / Psalm 103,1-22 / Sprüche 26,22-23


Hesekiel musste einige Zeichenhandlungen durchführen, damit die Judäer dadurch in Schrecken versetzt und zum Nachdenken gebracht würden. Als Zeichen dafür, dass die Belagerung Jerusalems zu Hunger führen würde, durfte Hesekiel pro Tag nur 200g Brot essen und 0,6l Wasser trinken (4,10). Das Brot sollte er auf Menschenkot backen. Dadurch würde es natürlich unrein – für einen auf Reinheit bedachten Juden ein Gräuel. Und für einen Priester wie Hesekiel, der besonders auf Reinheit achten musste, noch viel mehr! Ähnlich wie Petrus bei seiner Vision von den vierfüßigen, kriechenden Tieren (Apg 10,14) erinnert er den HERRN sofort daran, dass er von seiner Jugend an nie etwas Unreines gegessen hätte. Zwar verbot das Gesetz die Verwendung von Menschen- oder Tierkot als Brennmaterial nicht explizit, aber aufgrund von 5.Mo 23,13-15 war dieser Schluss doch sehr naheliegend:

Und du sollst einen Platz außerhalb des Lagers haben, dahin kannst du für deine Notdurft hinausgehen. Und du sollst eine Schaufel [...] haben. [...] wenn du dich draußen hinsetzt, so sollst du ein Loch damit graben und deine Ausscheidung wieder zudecken. [...] dein Lager soll heilig sein [...] (5.Mo 23,13-15)

Doch Hesekiel sollte ein Zeichen sein, und im Exil war unreines Essen nicht immer zu vermeiden (Dan 1,8; Hos 9,3). Wenigstens wurde ihm Rindermist zugebilligt.

Auch das Abschneiden des Bartes war für einen Juden eine Schande (5,1; vgl. 2.Sam 10,4-5). Das als Schermesser benutzte Schwert war ein Zeichen für den König von Babylon (vgl. Jes 7,20), der das Werkzeug des HERRN sein sollte und Juda zur Schande machen würde. Das Volk wurde durch das Haar repräsentiert.

Hesekiel sollte das Haar mit einer Waage in drei Teile aufteilen. Ein Drittel sollte in der Stadt mit Feuer verbrannt werden, als Zeichen dafür, dass ein Drittel in der Stadt an Pest und Hunger sterben würde (V.2.12). Ein Drittel sollte mit dem Schwert geschlagen werden, da ein Drittel durchs Schwert fallen würde. Der Rest sollte in den Wind gestreut werden, weil ein Drittel „in alle Winde“ (V.12), d.h. in alle Himmelsrichtungen zerstreut werden würde (auch dies ist wieder ein Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr., denn die Babylonier brachten die Gefangenen nach Babel, unter den Römern wurden sie dagegen in die ganze Welt zerstreut). Eine kleine Zahl von Haaren sollte Hesekiel aufbewahren und an den Zipfel seines Mantels binden – als Zeichen dafür, dass der HERR inmitten des Gerichts einen kleinen Überrest bewahren würde. Von diesen restlichen Haaren sollte Hesekiel noch ein paar nehmen und ins Feuer werfen. Manche meinen, dass dieses Feuer sich auf ein reinigendes Gericht bezieht, das den Überrest in der Gefangenschaft reinigte. Jedenfalls scheint das Feuer auf die Leiden und den Tod, die die Menschen in der Gefangenschaft erwarteten, hinzuweisen. Selbst der Überrest in der Gefangenschaft würde den Flammen der Unterdrückung nicht entkommen.


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