Hesekiel 8

Nov 02

Heutige Bibellese:

Hesekiel 7,1-8,18 / Hebräer 11,17-31 / Psalm 104,1-35 / Sprüche 26,24-25


Mit Kapitel 8 beginnt ein neuer Abschnitt, was u.a. durch eine neue Datumsangabe deutlich wird. Das sechste Jahr der Wegführung (vgl. 1,2) war das Jahr 592 v.Chr., der fünfte Tag des sechsten Monats fiel auf den 17. September.

Die Beschreibung der Person, die Hesekiel sah (V.2), erinnert an Off 1,15. Es ist der HERR als Richter. Er führte Hesekiel im Geist nach Jerusalem, um ihn den Götzendienst im Tempel und im Land sehen zu lassen. Er sollte verstehen, warum der HERR den Tempel verlassen (V.6; Kap. 9-11) und schließlich zerstören würde. Im Tempel sah Hesekiel zunächst die Herrlichkeit des HERRN (V.4), dann aber auch das Götzenbild und den Altar am Nordtor des inneren Vorhofs (V.3.5). Doch es gab noch größere Gräuel zu sehen. Dazu musste Hesekiel die Wand durchbrechen und durch eine Tür gehen. Die schlimmsten Sünden werden heimlich, im Verborgenen, ausgeübt:

Denn was heimlich von ihnen geschieht, ist selbst zu sagen schändlich. (Eph 5,12)

[...] wir haben den geheimen Dingen, deren man sich schämen muss, entsagt [...] (2.Kor 4,2)

Unter den siebzig Ältesten Israels, d.h. den führenden Männern, die hier zum Götzendienst zusammengekommen waren, befand sich auch Jaasanja, der Sohn Schafans. Schafan war an der Reform Josias beteiligt gewesen (2.Kön 22,8-10) und viele seiner Söhne waren gottesfürchtige Männer. Doch einer wurde ein Anführer im Abfall zum Götzendienst! Ähnliches hat sich auch in Deutschland (wenn auch über eine längere Zeitskala) vollzogen: einst federführend in der Reformation, wurde es später zum Vorreiter in der Bibelkritik.

Doch das war immer noch nicht alles. Am Nordtor musste Hesekiel sehen, wie die Frauen den Tammuz beweinten (V.14). Im Frühjahr feierte man die Auferstehung des Fruchtbarkeitsgottes und jetzt, im Herbst (Hesekiel empfing diese Vision im September), beweinte man seinen Tod. Auch der Ort ist interessant: am Tor, das nach Norden weist. Vom zweiten Tempel weiß man, dass es an der Nordseite ein spezielles Frauentor gab. Vers 14 ist ein Indiz dafür, dass bereits der erste Tempel eines hatte.

Was Hesekiel bis jetzt gesehen hatte, war schon gräulich genug – aber es kam noch schlimmer! In heidnischen Religionen wurden die Sonne und andere Gestirne als Götter verehrt. Ihre Tempel waren so ausgerichtet, dass man bei ihrem Betreten der Sonne entgegenblickte. Doch der Eingang des Tempels des HERRN war nach Osten ausgerichtet, so dass man die aufgehende Sonne beim Betreten im Rücken hatte und nur den HERRN „im Blick“ hatte. Beim zweiten Tempel ging man beim Verlassen des Tempels nicht den gleichen Weg zurück, sondern benutzte etwas seitlich angeordnete Ausgänge, damit niemand auf die Idee käme, doch noch die Sonne anzubeten. Doch hier sah Hesekiel etwa 25 Männer (nach 9,6 waren sie sogar Älteste), die ihre Gesichter der Sonne zugewandt hatten und sich anbetend vor der Sonne niederwarfen – und dabei dem HERRN den Rücken zukehrten (V.16). Deshalb gab es auch keinen Grund mehr für IHN zu bleiben. Er verließ den Tempel (Kap. 9-11).

Der Götzendienst im Tempel war sicher der Höhepunkt des Abfalls, aber auch das übrige Land war davon erfüllt (V.17).


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