Esra 2

Dez 05

Heutige Bibellese:

Esra 1,1-2,70 / 3.Johannes 1-15 / Psalm 124,1-8 / Sprüche 28,27-28


Mit dem von Kyrus erlassenen Edikt begann die Wiederherstellung Israels. 538 v.Chr. kehrten die ersten Juden (etwa 50.000; V.64-65) unter Serubbabel und Jeschua zurück (Kap. 1-6; Hag; Sach; aus dem Namen Jeschua ist in der griechischen Übersetzung, der Septuaginta, der Name Jesus entstanden). Die zweite Rückwanderungswelle erfolgte 458 v.Chr. unter Esra (Kap. 7-10), dem sich etwa 2.000 Menschen anschlossen. Schließlich erhielt Nehemia 445 v.Chr. die Erlaubnis, nach Jerusalem zurückzukehren, um die Stadtmauer Jerusalems aufzubauen.

Für unsere Ohren klingen die Abstammungserwähnungen und langen Geschlechtsregister ermüdend, doch für die Juden war und ist es extrem wichtig, zu wissen und nachweisen zu können, von welchen Vorfahren man abstammt. Das ist seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 n.Chr. ein großes Problem, weil damals auch viele Geschlechtsregister verlorengegangen sind und damit größtenteils das Wissen um die eigene Abstammung. Nur die Leviten und Priester stehen recht gut da. Bei ihnen verraten die Namen oft noch ihre Abstammung (Levi, Levin, Levinsky usw. deutet auf einen levitischen Ursprung hin, Kohen auf einen priesterlichen). Die Verse 59-63 zeigen, wie wichtig es sein konnte, die eigene Abstammung belegen zu können. Einige Söhne der Priester konnten ihre priesterliche Abstammung nicht nachweisen und wurden deshalb (wenigstens solange, bis der Fall geklärt werden konnte) von der nur für Priester bestimmten Versorgung ausgeschlossen. Denn das Gesetz gebot ausdrücklich, dass kein Unbefugter (d.h. nicht zum Priesterstand Gehörender) von den Heiligen Dingen essen durfte (3.Mo 22,10-16).

Auch wir sollten uns bewusst machen, dass es heilige Dinge gibt (wie z.B. das Abendmahl), die nur für solche gedacht sind, deren Namen im Buch des Lebens geschrieben sind und selbst von solchen nicht in unwürdiger Haltung genommen werden sollten (vgl. 1.Kor 11,29). Auch Gott zu nahen und ihm als Priester zu dienen setzt die Erlösung bzw. das Verzeichnetsein im Buch des Lebens voraus (Off 1,5-6; 21,27).

Erstaunlich ist die äußerst geringe Zahl der zurückkehrenden Leviten: insgesamt nur 733 von knapp 50.000 (wenn man die Torhüter und Tempeldiener mitzählt; V.40-42.58.64-65). Das sind unter 1,5%! Über die Gründe kann man nur spekulieren. In Babel hatten sie vermutlich ein geregeltes Einkommen und vielleicht sogar Grundbesitz. In Israel war ihnen das verwehrt; dort sollten sie nur den HERRN als Erbteil besitzen und mussten von Spenden (den Zehnten) leben – ein ebenfalls unsicheres Unterfangen (vgl. Neh 13,10). Diese Glaubensprüfung scheuten scheinbar viele.

Erfreulich ist dagegen die große Zahl der Sänger (128; V.41). Als die Babylonier die Gefangenen zum Singen aufforderten, konnten sie keine Freudenlieder singen (Ps 137,1-4). Doch der Rückzug in die ersehnte Heimat war sicher von Freudengesängen begleitet.

Nach der Ankunft in Jerusalem ging man vermutlich gleich zu dem in Trümmern liegenden Tempel. Der erschütternde Anblick bewegte die Herzen einiger Familienoberhäupter und sie spendeten von ihrem Privatvermögen für den Wiederaufbau. Sie gaben freiwillig (V.68) – nicht nur den Zehnten, sondern nach ihrem Vermögen (V.69)! Dieser Grundsatz sollte auch uns leiten:

An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle an, je nachdem er Gedeihen hat [...] (1.Kor 16,2)


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