Daniel 9,20-27

Dez 02

Heutige Bibellese:

Daniel 9,1-11,1 / 1.Johannes 4,1-21 / Psalm 121,1-8 / Sprüche 28,23


Daniel betete zu Gott, indem er seine Sünden und die seines Volkes bekannte und für den heiligen Berg (bzw. den zerstörten Tempel) bat. Interessant ist, dass er auch persönliche Sünden bekannte. Daniel ist eine der wenigen Personen in der Bibel, von der keine Sünde berichtet wird. Die Männer, die eine Anklage gegen ihn suchten, fanden ebenfalls keine Sünde in seinem Leben (6,6). Er war schon zu Lebzeiten für seine Gerechtigkeit bekannt (Hes 14,14.20). Und dennoch galt auch für ihn, dass kein Mensch ohne Sünde ist (Röm 3,23; das NT weist uns darauf hin, dass selbst Gedanken Sünde sein können, vgl. Mt 5,28). Es gibt keinen Menschen, der durch das Halten der Gebote Gottes gerettet worden ist.

Daniel hatte sein relativ kurzes Gebet noch nicht beendet, als er durch den Engel Gabriel von Gott Antwort erhielt (V.20-21). Gott muss den Engel also sofort gerufen und losgesandt haben, als Daniel begann, sich vor ihm zu demütigen. Ist es nicht schön zu sehen, dass Gott Gebete sofort (ohne Zeitverzögerung) hört und beantwortet?

Und es wird geschehen: ehe sie rufen, werde ich antworten; während sie noch reden, werde ich hören. (Jes 65,24)

Gabriel war bereits früher zu Daniel gekommen (8,16) und hatte ihm die Vision vom Widder und Ziegenbock ausgelegt. Auch jetzt hatte er den Auftrag, Daniel Verständnis zu lehren (V.22).

Die Prophetie der siebzig Wochen (V.24-27) gibt den Zeitrahmen für die messianische Prophetie von der Zeit Daniels an bis zur Errichtung des Friedensreiches. Das mit Wochen übersetzte Wort bedeutet wörtlich „Siebener“ und kann sowohl Tage als auch Jahre meinen. Hier ist letzteres der Fall. „Wochen“ von sieben Jahren, die an den Sabbat erinnern, sind ein wichtiges Zeitmaß im jüdischen Kalender (vgl. das Sabbat- und Jobeljahr, 3.Mo 25,1-22). Die Nichteinhaltung dieser Sabbatjahre hatte schließlich zur siebzigjährigen Gefangenschaft geführt, in der das Land die ihm vorenthaltenen Sabbate ersetzt bekam (3.Mo 26,33-35; 2Chr 36,19-21; Jer 34,14; Dan 9,2).

Die ersten 69 Jahrwochen reichen zeitlich bis zum Einzug Jesu in Jerusalem (Palmsonntag). Danach wurde Jesus gekreuzigt und fast 40 Jahre später (im Jahr 70 n.Chr.) Jerusalem und der Tempel zerstört. Auch zwischen V.26 und V.27, zwischen der 69. und 70. Jahrwoche, muss ein längerer Zeitraum liegen – das Zeitalter der Gemeinde. Da die Gemeinde Jesu im AT ein Geheimnis (d.h. noch nicht offenbart) ist, geht die Prophetie auf diese Zeit nicht ein. Sie setzt mit der Zeit nach der Entrückung der Gemeinde fort. Dann wird der „kommende Fürst“ (V.26), der Herrscher des Römischen Reiches, einen Bund mit vielen des Volks schließen (ein Überrest wird dem HERRN also treu bleiben und sich nicht mit dem Tier verbünden; V.27). Doch nach der Hälfte der Zeit wird der Fürst den Bund brechen und den Gottesdienst in Israel gewaltsam beenden (vgl. 7,25, wo für die letzten dreieinhalb Jahre gleiches beschrieben wird). Er wird „Greuel der Verwüstung“ anrichten und den Tempel verwüsten. Gleichzeitig wird er die Juden verfolgen. Doch am Ende der siebzigsten Jahrwoche wird der Verwüster vernichtet werden (V.27; vgl. 7,26) und eine „ewige Gerechtigkeit“ (V.24) eingeführt werden, d.h. die Segnungen des Tausendjährigen Friedensreiches werden anbrechen.


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