Hesekiel 1

Okt 30

Heutige Bibellese:

Hesekiel 1,1-3,3 / Hebräer 10,1-18 / Psalm 101,1-8 / Sprüche 26,20


Die erste Vision, die Hesekiel als Prophet hatte, war sehr beeindruckend. Er sah den Himmel geöffnet (V.1; im NT wird viermal ein geöffneter Himmel erwähnt: Mt 3,16; Joh 1,51; Apg 7,56; Off 4,1) – und hatte eine wunderbare Vision von einem Thronwagen, auf dem eine Menschengestalt zu sehen war (V.26), die von einem Glanz umgeben war: dem Abbild der Herrlichkeit des HERRN (V.28; vgl. Hebr 1,3). Überall, wo im AT die Schechina, die Herrlichkeit des HERRN ist, ist Christus bereits gegenwärtig. Später sollte er als Mensch auf die Erde kommen, und schon zu alttestamentlicher Zeit erinnert seine Erscheinung an einen Menschen (V.26; Dan 7,9.13).

Die Herrlichkeit des HERRN wird im Buch Hesekiel mehrfach erwähnt. In Kap. 10-11 wird beschrieben, wie die Herrlichkeit des HERRN den Tempel und die Stadt Jerusalem verlässt. In Kap. 43 wird ihre Rückkehr in den Tempel des Tausendjährigen Reiches verheißen. Neben der Herrlichkeit des HERRN wird auch der Heilige Geist in diesem Buch sehr oft erwähnt (in mindestens 20 Versen). Das passt sehr gut zusammen, denn aus dem NT wissen wir, dass der Geist Gottes gerade die Funktion hat, den Sohn Gottes, Jesus Christus, zu verherrlichen:

[...] der Geist der Wahrheit [...] wird nicht aus sich selbst reden [...] Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. (Joh 16,13-14)

Hesekiel sah die Herrlichkeit des HERRN von Norden her in einem Sturmwind kommend (V.4), denn Gottes Zorn sollte von Norden (Babylon) her über Juda hereinbrechen, um das Gericht an seinem abgefallenen Volk zu vollstrecken. Sturm, Wolke und Feuer sind Symbole der Herrlichkeit Gottes und seines Gerichts (Ps 50,3-4; 97,2-3.6; Jer 4,12).

Die vier lebenden Wesen tragen quasi den Thron Gottes. Sie ähneln den lebendigen Wesen, die Johannes in der Offenbarung im Himmel sah – ebenfalls in Verbindung mit dem Thron Gottes und dem Gericht (Off 4,6; 6,1-7; 15,7). Später werden diese Wesen auch Cherub (Einzahl) bzw. Cherubim (Mehrzahl) genannt (z.B. 9,3; 10,4). Erstmals werden Cherubim in der Bibel in 1.Mo 3,24 nach der Vertreibung aus dem Paradies erwähnt. Sie haben besonders die Aufgabe, die Herrlichkeit Gottes zu schützen und zu verteidigen. Cherubim waren auch im Tempel auf den Vorhang zum Allerheiligsten gestickt (2.Mo 26,31).

Ab V.15 werden die Räder des Thronwagens beschrieben. Die Räder weisen darauf hin, dass Gott nicht statisch, sondern dynamisch ist (selbst sein Thron). Das spiegelt sich auch in der Natur wider: Wasser und Windsysteme sind Kreisläufe, ebenso die Bewegung der Planeten (Pred 1,5-7). In Jak 3,6 (unrev. Elb.) wird der „Lauf [wörtl.: Rad] der Natur“ erwähnt.

Das aus menschlicher Sicht Erstaunliche ist, dass die lebenden Wesen sich nicht umwenden mussten (V.17). Bei einer Richtungsänderung gingen sie einfach zu einer anderen Seite hin. Wir Menschen schlagen manchmal falsche Wege ein und müssen umkehren. Gott hat das nicht nötig! Zwar ändert er manchmal die „Richtung“ seines Handelns, aber umkehren muss er nicht. Die vielen Augen auf den Rädern verdeutlichen, dass Gott alles übersieht (V.18). Und sein Geist kontrolliert jede Bewegung (V.20). Alles ist dem unterworfen, der auf dem Thron sitzt! Die Vision von der Menschengestalt auf dem Thronwagen nimmt Christi Erhöhung auf den Thron vorweg. Herrschaft und Gericht ruhen in der Hand dessen, der jetzt als Mensch in der Herrlichkeit Gottes ist.


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