Jeremia 22-23

Sept 11

Heutige Bibellese:

Jeremia 22,1-23,24 / Römer 9,1-18 / Psalm 57,1-12 / Sprüche 23,4-5


Israel hatte die Möglichkeit zur Umkehr zu seinem Gott verspielt. Nun war das Gericht Gottes unausweichlich geworden. Die folgenden Gerichtsandrohungen richten sich an bestimmte Menschen bzw. Gruppen. Die erste Gruppe, die getadelt wird, sind die gottlosen Könige Judas, die „Hirten“ des Volkes. Zunächst wird Zedekia, der letzte König, getadelt. Die übrigen Könige folgen in chronologischer Reihenfolge: Schallum (Joahas), Jojakim, Konia (Jojachin). Den Abschluss bildet Kapitel 23, in dem den schlechten, falschen Hirten der gute Hirte gegenübergestellt wird, der König der Gerechtigkeit (23,2-8).

Die Prophezeiungen von Kapitel 22 haben sich exakt erfüllt. Mit dem in Vers 10 erwähnten „Toten“, um den man nicht mehr klagen sollte, ist wohl Josia gemeint, der letzte gute König Judas, der in der Schlacht von Megiddo von dem ägyptischen Pharao Necho getötet worden war (609 v.Chr.; vermutlich schrieb Jeremia die Botschaft in diesem Jahr auf). Sein Sohn Joahas (Schallum; V.10-12), der ihm auf den Thron folgte, wurde von Pharao Necho nach drei Monaten abgesetzt, nach Ägypten gebracht und sein Bruder Eljakim, den er in Jojakim umbenannte, zum König über Juda gemacht (2.Chr 36,1-4). Bezüglich Joahas gab es Grund zum Trauern, weil er in der Gefangenschaft sterben und sein Heimatland nicht wiedersehen würde (2.Kön 23,34).

Doch auch seinem Bruder und Nachfolger Jojakim würde es nicht besser ergehen. Er würde ebenfalls fern von den Toren Jerusalems sterben (V.19), allerdings in Babylon. Denn inzwischen hatte der König von Babel Juda unter seinen Einfluss gebracht und im Zuge der ersten Wegführung auch König Jojakim nach Babylon gebracht (2.Kön 24,7; 2.Chr 36,6).

Dessen Sohn und Nachfolger, König Jojachin (Konja), wurde ebenfalls (zusammen mit seiner Mutter) in ein „anderes Land“ geschleudert (V.26; 2.Kön 24,8.15). Auch er wurde nach Babylon deportiert. Zwar durfte er im 37. Jahr nach der Wegführung seine Gefängniskleidung ablegen und am Tisch des Königs essen – aber in seine Heimat kehrte auch er nie zurück. In V.30 wird noch ein besonderer Fluch auf ihn gelegt: keinem seiner Nachkommen sollte es mehr gelingen, auf dem Thron Davids zu sitzen (V.30). Obwohl er selbst Kinder hatte (vgl. 1.Chr 3,17), wurde sein Onkel Zedekia Thronfolger (2.Kön 24,17). Josef, der Mann Marias, der Mutter Jesu, war ein Nachkomme König Jojachins (Mt 1,12.16). Wäre Jesus also dessen leiblicher Sohn gewesen, hätte er niemals König Israels sein und den Thron „seines Vaters David“ (Lk 1,32) erben können! Doch da der Mensch Jesus vom heiligen Geist gezeugt wurde und nicht leiblich von der königlichen Linie Josefs und Jojachins abstammte, kann er den Thron Davids erben – und wird dies im Tausendjährigen Reich auch tun.


Nächster Tag Vorheriger Tag