Jeremia 20

Sept 10

Heutige Bibellese:

Jeremia 19,1-21,14 / Römer 8,22-39 / Psalm 56,1-14 / Sprüche 23,1-3


Mit Kapitel 20 tritt eine Wende im Buch Jeremia ein. Bisher hatten alle Gerichtsandrohungen noch den Aufruf zur Buße und die Aussicht auf Besserung im Falle einer Umkehr enthalten. Doch nun war die „Gnadenfrist“ mit der Möglichkeit zur Buße vorbei. Von jetzt an war das Gericht unausweichlich (V.4-6; 19,15)!

Auch hatte Jeremia trotz allen Widerstandes bisher keine körperliche Verfolgung erlebt. Durch die Reaktion Paschhurs änderte sich auch dies. Jetzt muss Jeremia erstmals nicht nur seelisch, sondern auch körperlich unter der Widerspenstigkeit und Gottlosigkeit seines Volkes leiden. Der Block, in den Jeremia vor den Augen aller Menschen gelegt wurde, befand sich am oberen Benjamintor, dem Nordtor der Stadt. Es handelte sich dabei um ein zweiteiliges Holz- oder Eisengerät mit Löchern, in die die Füße und vermutlich auch Hals und Hände des Gefangenen eingeklemmt wurden, so dass er in krummer Haltung gehalten wurde und sich nicht bewegen konnte. Dadurch war er den Gemeinheiten der Leute, die an ihm vorübergingen und ihn verhöhnten, wehrlos ausgeliefert.

Wie reagiert Jeremia auf diese neuen Erfahrungen? Er wurde geschlagen, gefangengenommen, ausgelacht, verspottet, verhöhnt, umlauert, verfolgt (V.2.7-11). Legt er seinen Dienst angesichts dieses massiven Widerstandes frustriert nieder? Nein. Als er am nächsten Morgen von Paschhur herausgeholt wurde, wiederholte er seine Botschaft – ergänzt um eine spezielle Gerichtsandrohung für seinen Peiniger Paschhur (V.3-6; nicht weil er Jeremia misshandelt hatte, sondern weil er Lügen geweissagt hatte).

Gerne hätte Jeremia sich vom Dienst zurückgezogen – aber er konnte es nicht (V.9)! Er versuchte, nicht mehr an den HERRN zu denken und wollte nicht mehr in dessen Namen reden, doch das führte nur dazu, dass es in seinem Herzen wie von Feuer brannte. Er war „brennend im Geist“ (vgl. Apg 18,25; Röm 12,11) und konnte daher nicht schweigen! Wenn doch auch wir so von diesem Eifer für Gott und seinem Geist erfüllt wären, dass es uns wie Jeremia oder den Aposteln ginge, die nicht aufhören konnten, die Botschaft Gottes weiterzusagen!

Denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden. (Apg 4,20)

Andererseits ist es trostreich zu sehen, dass auch Jeremia Zeiten der Depression kannte, wo er unter der Last der Anfeindungen zusammenzubrechen drohte, wo ihm Mühsal und Kummer zu schwer wurden und er wünschte, nie geboren worden zu sein (V.14-15). Doch solche Gefühle konnten nichts daran ändern, dass er bereits von Mutterleib an von Gott zum Diener auserwählt war (1,5). Und seine Gefühle behielten nie die Oberhand. Er erlebte immer wieder, dass der HERR seine Verfolger zu Fall brachte, sich seiner Rechtssache annahm und ihn rettete (V.11-13). Das gab ihm viel Grund, Gott zu loben (V.13) und stärkte ihn für seinen weiteren Dienst (vgl. die folgenden Kapitel).


Nächster Tag Vorheriger Tag