1.Könige 6

Juni 27

Heutige Bibellese:

1.Könige 5,15-6,38 / Jakobus 4,13-5,20 / Psalm 145,1-21 / Sprüche 18,1


Im Gegensatz zur Stiftshütte hatte der Tempel rundherum (außer am Eingangsbereich, wo die Vorhalle war) einen Anbau mit Wohnungen (V.5-10). In 2.Chr 3 werden sie nicht erwähnt. Dort steht der Aspekt des Dienstes im Vordergrund (vgl. die Erwähnung von Brandopferaltar und Vorhang 2.Chr 3,14; 4,1, sowie die ausführliche Beschreibung der Diensteinteilungen in 1.Chr). Die Wohnungen um den Tempel herum erinnern an die vielen Wohnungen im Hause des Vaters, die Jesus für uns zubereitet (Joh 14,2-3). Auffallend ist, dass es auch bei den Wohnungen eine Art Wachstum gab: nach oben hin wurden sie jeweils eine Elle breiter – und entsprechend die Wände dünner (denn die Außenwand hatte keine Stufen)! Ist das nicht eine Einladung an die Priester, sich nicht mit der untersten Stufe zufrieden zu geben, sondern über die Wendeltreppe (V.8) hinaufzusteigen und dadurch Gott näher zu kommen? Die Höhe des Tempels betrug 30 Ellen (V.3). Das Allerheiligste selbst war nur 20 Ellen hoch (V.20). Dadurch war das Allerheiligste (wie bereits in der Stiftshütte) würfelförmig (ein Kubus). Daraus kann man schließen, dass der Tempel ein 10 Ellen hohes Obergeschoss besaß. Der Tempel ist ein Bild für das Vaterhaus, über dem Gott wohnt.

Ein anderer Unterschied zwischen Tempel und Stiftshütte war der „Standort“. Die Hütte stand in der Wüste und wurde immer wieder auf- und abgebaut; der Tempel auf dem Felsen, nachdem Israel Ruhe gefunden hatte. Das Leben auf der Erde wird im Hebräerbrief mit einer Wüstenreise verglichen (Hebr 3-4); wir sind noch nicht am Ziel, es gibt viele Schwierigkeiten auf dem Weg und endgültig kommen wir erst im Himmel, im Vaterhaus, zur Ruhe. Das Heiligtum, das man in der Wüste braucht, ist die Stiftshütte. Deshalb wird im Hebräerbrief die Stiftshütte beschrieben, obwohl es damals nur noch den Tempel gab! Zur Stiftshütte ging man, wenn man von der Wüstenwanderung müde war und sich in der Gegenwart Gottes erholen wollte. Der Tempel setzt dagegen den Besitz des Landes voraus. Er beschreibt eine höhere Stufe: das Wissen um die geistlichen Segnungen in der Himmelswelt (Eph 1,3). Zum Tempel ging man (außer bei besonderen Anlässen) dreimal im Jahr zu den großen Festen, die alle Erntefeste waren – aus Dankbarkeit für alles, was Gott seinem Volk im verheißenen Land geschenkt hat. Geistlich gesehen setzt der Tempel voraus, dass man mit den geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern vertraut ist und den Genuss dieser Dinge kennt.

Die Steine wurden so in das Haus eingebaut, wie sie vom Steinbruch kamen. Man hörte keinen Lärm während des Baus. Genauso geordnet und still vollzieht sich auch der Bau des geistlichen Hauses Gottes, der Gemeinde (für die der Tempel ja auch ein Bild ist, vgl. 1.Kor 3,16; 2.Kor 6,16). Die Gemeinde wird nicht aus „Staub“, d.h. aus „toten“ Menschen, die wieder zu Staub werden (1.Mo 3,19), gebaut, sondern aus wiedergeborenen Menschen, aus Felsstücken, die auf den Felsen Jesus Christus aufgebaut werden (Mt 16,18; 1.Pt 2,5).


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