Prediger 1,2-3

Juni 21

Heutige Bibellese:

Prediger 1,1-3,22 / Apostelgeschichte 13,42-14,7 / Psalm 139,1-24 / Sprüche 17,19-21


Der Anfang des Buches ist äußerst deprimierend: „Nichtigkeit der Nichtigkeiten! [...] alles ist Nichtigkeit!“ (V.2). Das ist die Sicht eines Nihilisten, d.h. eines Menschen, nach dessen Auffassung alles sinnlos ist. Doch darf man den entscheidenden und für das Buch Prediger charakteristischen Zusatz „unter der Sonne“ nicht übersehen (V.3).

Vom irdischen Standpunkt aus gesehen, ist alles sinnlos. Wenn man nur bis zur Sonne blicken kann, ist alles nichtig. Der Prediger selbst ist wiedergeboren, er kennt Gott und redet auch immer wieder von Gott (auch wenn er dessen Bundesnamen JHWH, d.h. HERR, nicht benutzt). Doch hier versetzt sich der Prediger in die Lage eines Menschen, der Gott nicht kennt und betrachtet das Leben aus dessen Perspektive. Er untersucht verschiedenste Situationen und Lebensbereiche und kommt immer wieder zu dem Schluss: alles ist nichtig. Nur die Beziehung zu Gott gibt dem Leben Sinn. Nur wer Gott kennt und das Leben aus dessen Perspektive zu betrachten lernt, findet eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens!

Damit stellt sich natürlich die Frage, warum der weise Prediger Salomo diese Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht deutlicher gibt. Die Antwort lautet: das ist gar nicht sein Ziel. Man könnte das Buch Prediger als ein „Prä-Evangelium“ bezeichnen, als ein Buch, das den Menschen für die Botschaft des Evangeliums vorbereitet. Oft gehen evangelistische Bemühungen ins Leere, weil man Antworten gibt, wo gar keine Fragen existieren. Der Prediger wendet sich an Menschen, denen nichts fehlt, die nichts vermissen und keine Fragen haben. Sie stellt er quasi vor die Frage, ob das, womit sie ihre Zeit verbringen (Arbeit, Vergnügen, Bemühen um Weisheit, Streben nach Reichtum usw.) der Sinn des Lebens ist – oder eben nur Nichtigkeit. Erst wenn der Mensch erkannt hat, dass alles „unter der Sonne“ nichtig ist, verspürt er den Wunsch, höher zu blicken und wird offen für das Evangelium, das allerdings nicht mehr Bestandteil dieses Buches ist.

Deshalb ist es interessant zu betrachten, in welchem Zusammenhang das Buch steht. Sowohl das vorangehende Buch der Sprüche als auch das folgende Buch Hohelied stammen von Salomo, in beiden wird Gott offenbart und sogar der Sohn Gottes wird erwähnt! Ganz am Ende im Buch der Sprüche (also kurz vor Prediger) wird in 30,4 auf Jesus Christus hingewiesen, der „zum Himmel hinaufgestiegen“ ist und „herabgefahren“ ist (vgl. Joh 3,13). Im Hohelied ist Jesus als Bräutigam die Hauptperson. Das Buch Prediger kann daher als Vorbereitung auf diese Bücher aufgefasst werden.


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