Hesekiel 7,1-14
Heutige Bibellese:
Hesekiel 7,1-8,18 / Hebräer 11,17-31 / Psalm 104,1-35 / Sprüche 26,24-25
Das in Kapitel 6 angekündigte Gericht richtete sich gegen die Berge, d.h. gegen die Höhen, die Stätten des Götzendienstes. In Kapitel 7 wird dagegen das Land Israel angesprochen und ihm das Gericht angekündigt. Manchmal enthalten die Gerichtsankündigungen noch eine Möglichkeit zur Buße und Umkehr. So war es z.B. bei der Stadt Ninive, der Jona das Gericht Gottes ankündigte, die aber Buße tat und daraufhin verschont wurde (Jon 3,10). Doch das Gericht über Juda war fest beschlossen – zweimal wird betont, dass der HERR nicht betrübt sein und kein Mitleid haben würde (V.4.9), fünfmal wird das Kommen des Unheils bzw. des Endes angekündigt (V.5-7), fünfmal wird das Wort Ende benutzt: der Untergang Judas steht bevor (V.2-3.6; Amos benutzte das gleiche Wort Ende für den Untergang des Nordreiches; Am 8,2). Jetzt musste das Land Juda ernten, was es durch seine gottlosen Wege und Gräuel gesät hatte (V.8-9). Und das sollte wieder dazu dienen, dass das Volk erkennen würde, dass der HERR es war, der es schlug (vgl. 6,7.10.13.14)!
In Kapitel 1 hatte Hesekiel gesehen, dass der HERR im Sturmwind von Norden her kam (1,4), was bedeutet, dass das Gericht aus dieser Richtung in das Land Israel kommen würde (auch östliche Nationen kamen von Norden, weil sie nicht durch die arabische Wüste ziehen konnten). Das wird auch durch den Propheten Jeremia bestätigt (Jer 1,13). Vers 2 zeigt nun, dass sich das Gericht im Land ausbreiten sollte, „über die vier Ecken des Landes“, d.h. keine Ecke würde verschont bleiben. Der Zorn des HERRN war groß und schonungslos!
Der Zorn des HERRN wurde durch die vom Volk verübten Gräuel erregt (eine zusammenfassende Bezeichnung für alle Art von Fehlverhalten, z.B. Götzendienst, Ehebruch, Diebstahl; Jer 7,9-10). In diesem Kapitel werden vor allem Reichtum und Prunksucht angeprangert (V.10-21). Am Tag des Gerichts sollte der ganze Prunk vernichtet werden (V.11.12.13.14). Wieder zeigt die vierfache Wiederholung, dass der Beschluss des HERRN fest stand und nicht mehr aufzuheben war. Das Gericht über den Reichtum und Prunk erinnert an Off 18, wo das Gericht über Babylon (ein Bild für die Wirtschaftsmacht der Kirche der Endzeit) beschrieben wird. In nur einer Stunde wird die Stadt (das Wirtschaftssystem) mit all seinem Reichtum vernichtet werden; Trauer und Entsetzen werden groß sein:
[...] Wehe, wehe! Die große Stadt, die bekleidet war mit feiner Leinwand und Purpur und Scharlachstoff und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen! [...] Und sie warfen Staub auf ihre Häupter und riefen weinend und trauernd und sprachen: Wehe, wehe! Die große Stadt, in der alle, die Schiffe auf dem Meere hatten, reich wurden von ihrer Kostbarkeit! Denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden. (Offb 18,16.19)