Hesekiel 3,4-9.22-27

Okt 31

Heutige Bibellese:

Hesekiel 3,4-4,17 / Hebräer 10,19-39 / Psalm 102,1-29 / Sprüche 26,21


Der HERR forderte Hesekiel dazu auf, zum Haus Israel (d.h. zu den Judäern, die in die babylonische Gefangenschaft geführt worden waren) zu reden. Sprachprobleme musste er dazu nicht überwinden (V.6). Das war erst bei der Verbreitung des Evangeliums der Fall. Bis zum 19. Jahrhundert war die Bibel erst in relativ wenige Sprachen übersetzt worden. Doch durch die Erweckungsbewegung im 19. Jh. geriet auch der Missionsauftrag wieder stärker ins Blickfeld, so dass es heute Übersetzungen in 2335 Sprachen gibt: 414 Übersetzungen der ganzen Bibel, 873 von Teilen des AT und NT und 1068 des NT.

Wäre Hesekiel zu den Nationen gesandt worden, dann hätten seine Worte Gehör gefunden, doch unter den Judäern würde das nicht so sein (V.7). Sie hatten eine harte Stirn und ein verstocktes Herz. Aber der HERR hatte Hesekiels Angesicht genauso hart gemacht, so dass er sich nicht vor ihnen fürchten müsste (V.9). Diamant ist das härteste natürliche Material!

Das in Vers 7 angedeutete Prinzip „zuerst zu den Juden“ entspricht der Missionsreihenfolge in Apg 1,8: zuerst Jerusalem und Judäa, dann Samaria und dann die ganze Welt. Daran hielt auch Paulus, der Heidenapostel, fest. Wo er auch hinkam, suchte er immer zuerst die Juden auf, wie man anhand der Apostelgeschichte überprüfen kann. Erst wenn diese das Evangelium abgelehnt hatten, redete er direkt zu den Heiden (Nationen; z.B. Apg 13,46; vgl. auch Mt 15,24; Röm 1,16).

Hesekiel ging in die Talebene, wo der HERR mit ihm reden wollte (V.23). Dort sah er erneut die Herrlichkeit des HERRN (vgl. Kap. 1). Als Hesekiel sie sah, fiel er auf sein Angesicht. Das ist die typische Anbetungshaltung. Wer die Herrlichkeit Gottes sieht, wird sich dessen Größe und Erhabenheit und der eigenen Schwachheit voll bewusst. Das führt zur Anbetung. Doch der Geist stellte Hesekiel wieder auf seine Füße. Neben der Anbetung ist auch der Dienst an anderen wichtig. Dazu gibt der Geist Standfestigkeit und Kraft.

Hesekiels Dienst war von Zeichenhandlungen begleitet. Er würde mit Stricken gebunden werden (vgl. Apg 21,11) und sollte bis zum Fall der Stadt Jerusalem nicht sprechen können (vgl. 24,27; 33,21-22) – außer wenn der HERR ihm eine Botschaft für das Volk gab. Das war eine lange Zeit: Jerusalem fiel erst sechs Jahre später (Jerusalem fiel 586 v.Chr.; Hesekiel wurde zusammen mit König Jojachin 597 v.Chr. aus Jerusalem weggeführt; fünf Jahre danach hatte er die Vision der Herrlichkeit des HERRN; 1,1-2)!

Auch heute bedienen sich Evangelisten gerne solcher Mittel. Z.B. stellen sie sich mit einer dunklen Brille und Blinden-Armbinde in die Fußgängerzone und halten ein Schild mit der Aufschrift „Ich glaube nur, was ich sehe“. Solche Mittel sind sehr praktisch, um die Menschen ins Nachdenken zu bringen. Dann werden sie selbst Fragen stellen, so dass man mit ihnen ins Gespräch über das Evangelium kommen kann, ohne ihnen ein Gespräch aufzwingen zu müssen.


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