Johannes 5,1-16
Heutige Bibellese:
Richter 4,1-5,31 / Johannes 5,1-23 / Psalm 106,1-12 / Sprüche 14,20-22
Der Teich Bethesda, bei dem Jesus einen Kranken heilte, lag in der Nähe des Schaftores – des Tores, durch das die Opfertiere zum Tempel gebracht wurden. An dieses Tor müssen die Juden auch gedacht haben, als Jesus sich später die „Tür der Schafe“ nannte.
Bethesda heißt übersetzt „Haus der Gnade“. Das Gesetz, unter dem Israel bis zum Kommen des Messias stand (Gal 3,23), kannte keine Gnade. Ein Gesetz schreibt vor, was vom Menschen erwartet wird und regelt auch, was im Falle einer Zuwiderhandlung zu tun ist. Für Gnade ist da kein Platz; Gesetz und Gnade schließen sich aus. Die Gnadenzeit brach erst mit dem Kommen des Messias an (vgl. 1,17). Dennoch erwies Gott seinem Volk auch vorher immer wieder Gnade – und genau davon zeugte auch der Teich Bethesda. Dennoch waren die Gnadenbeweise selten; nur ein Kranker konnte nach einer Wasserbewegung geheilt werden; die Mehrzahl der Kranken wurde nicht gesund und vielen fehlte die Kraft, rechtzeitig in das „Gnadenwasser“ zu kommen.
Doch wie anders ist es, wenn Jesus in das Leben eines Menschen tritt! Wie bereits bei der Heilung des Sohnes des königlichen Beamten genügte auch hier ein Wort des Herrn: „Steh auf!“. Der Kranke hörte das Wort, glaubte (bzw. gehorchte), stand auf – und war sofort gesund.
Und wie reagierten die Juden? Sie ärgerten sich, dass Jesus dem Geheilten am Sabbat befahl, sein Bett zu tragen. Das Gesetz engt den Menschen ein und lässt der Gnade keinen Raum. Ein Mensch, der die Gnade der Vergebung durch Jesus Christus erfahren hat, kann nicht wieder unter das Gesetz zurückkehren, ohne diese Gnade zu verlieren:
Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen. (Gal 5,4)