Daniel 5

Nov 28

Heutige Bibellese:

Daniel 5,1-30 / 1.Johannes 1,1-10 / Psalm 119,113-136 / Sprüche 28,15-16


Die Kapitel 1-4 ereigneten sich während der Regierungszeit Nebukadnezars (605-562 v.Chr.). Kapitel 5 fällt in die Regierungszeit König Belsazars. Dieser war kein Sohn, sondern ein Enkel Nebukadnezars (über dessen Tochter Nitokis, die mit Nabonid verheiratet war). Zwar wird Nebukadnezar in V.2 als Vater Belsazars bezeichnet, aber der Begriff „Vater“ wird des öfteren auch für Vorfahre benutzt (z.B. Lk 1,31-32: David als Vater Jesu). Die Bezeichnung Belsazars als „König“ hat bei Kritikern zu Zweifeln an der Historizität der Bibel geführt, weil aus den babylonischen Chroniken kein König dieses Namens bekannt ist.

Nach dem Tode Nebukadnezars erbte dessen Sohn Ewil-Merodach den Thron (562-560 v.Chr.). Von ihm wird in der Bibel nur erwähnt, dass er im ersten Jahr seiner Regierung König Jojachin im 37. Jahr seiner Gefangenschaft freiließ (2.Kön 25,27). Er wurde durch die Verschwörung seines Schwagers Nergal-Sarezer, der eine Tochter Nebukadnezars geheiratet hatte, gestürzt. Nach dem Putsch regierte Nergal-Sarezer von 560-556 v.Chr. Zuvor, während der Regentschaft seines Schwiegervaters Nebukadnezar, hatte Nergal-Sarezer zu dessen Obersten gehört und war auch an der Eroberung Jerusalems beteiligt gewesen (Jer 39,3.13). Nergal-Sarezers Sohn Labaschi-Marduk regierte nur 2 Monate. Auch er wurde durch eine Verschwörung gestürzt. Nach ihm kam Nabonid an die Regierung (556-539 v.Chr.). Er hatte die Unterstützung der Priester, und sein Regierungsantritt beendete die Macht der Militärpartei. Seine Mutter war Hohepriesterin des Mondgottes Sin in Haran und vermutlich ist es ihrem Einfluss zu verdanken, dass er ein großes Interesse an der Erneuerung und Verbreitung der babylonischen Religion hatte. Er setzte sich z.B. sehr dafür ein, dass verlassene und verfallene Tempel restauriert wurden. Anlässlich eines Zuges nach Innerarabien (zur Oase Thema) vertraute Nabonid seinem Sohn das Heer und die Regierung an. Das erklärt, warum Belsazar „König“ genannt wird, obwohl er nicht König im eigentlichen Sinne, sondern nur Mitregent seines Vaters war (549 bzw. 553 - 539 v.Chr.). Nabonid eroberte während seiner zehnjährigen Abwesenheit Teile Arabiens und griff auch Edom an. Als er in die Hauptstadt zurückkehrte, wurde er dort gefangengenommen. Als die Perser (die 550 v.Chr. die Meder unterworfen hatten) 539 v.Chr. Babylon eroberten, wurde Belsazar getötet (V.30) und Nabonid gefangengenommen. Daniel datierte die Ereignisse nach der Mitregentschaft Belsazars (7,1; 8,1), obwohl die offizielle Urkundendatierung weiterhin nach den Regierungsjahren Nabonids vorgenommen wurde.

Die Mitregentschaft Belsazars erklärt nicht nur, warum Belsazar König genannt wird, sondern auch, warum bei Gesetzestexten, die auf das 12. und 13. Regierungsjahr Nabonids datiert sind, der Name Bēl-schar-usur, des Kronprinzen, in Eidesformeln enthalten ist. Ein weiterer archäologischer Beweis für die Existenz Belsazars ist ein Gebet, das auf einem Tonzylinder entdeckt wurde. In dem Gebet zum Mondgott betete Nabonid u.a. für seinen Sohn „Mein Sohn, der Spross meines Herzens, möge seine Gottheit ehren und sich nicht der Sünde hingeben“. Der griechische Historiker Herodot erwähnt Belsazar ebenfalls. Auch die Frage, warum Daniel nur zum drittmächtigsten Mann des Landes befördert werden sollte (V.7.29) und nicht zum zweitmächtigsten (wie etwa Josef in Ägypten; 1.Mo 41,40) oder Mordechai bei den Persern (Est 10,3), wird durch die Mitregentschaft verständlich. Da Belsazar selbst nur der zweite Mann des Landes war, war die nächsthöchste Stellung, die er vergeben konnte, die des Dritten!


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