Hesekiel 27

Nov 13

Heutige Bibellese:

Hesekiel 27,1-28,26 / 2.Petrus 2,1-22 / Psalm 112,1-10 / Sprüche 27,14


Das Gericht über Tyrus wird in drei Kapiteln beschrieben. In Kap. 26 wird das falsche Vertrauen auf eigene Sicherheiten (hohe Mauern, Türme) beschrieben, die zerstört werden sollten (26,4), in Kap. 27 das Vertrauen auf den Reichtum und in Kap. 28 das Vertrauen auf Weisheit und Wissen. Weisheit wurde damals nicht nur intellektuell verstanden, sondern auch praktisch (handwerklich), philosophisch, politisch und industriell. Z.B. wurde Bezalel von Gott mit Weisheit und Verstand ausgestattet, um die Stiftshütte und ihre Geräte bauen zu können. Insbesondere die Fertigung des Leuchters (aus einem Stück mit sieben hohlen Röhren) erforderte höchstes handwerkliches Geschick (heute wäre wohl kaum ein Künstler in der Lage, so etwas herzustellen). Weisheit und Wissen sind an sich nicht verkehrt, nur losgelöst von Gott dienen sie nicht immer zum Guten.

Auch Reichtum an sich ist nicht falsch. Gewarnt werden muss aber vor der Geldliebe und dem Wunsch, reich zu werden, weil das viele Versuchungen mit sich bringt, was zum Verderben und Untergang führt, wie sowohl das Beispiel von Tyrus zeigt (V.26-36) als auch 1.Tim 6,9-10 deutlich sagt. Wer dagegen reich ist, steht in der Gefahr, sich auf den Reichtum zu verlassen anstatt auf Gott. Wer seinen Reichtum dagegen dem Reich Gottes zur Verfügung stellt, wird anderen zum Segen und sammelt sich selbst eine „gute Grundlage“ für die Zukunft (1.Tim 6,17-19).

Tyrus war eine große Handelsmacht. Deshalb hatte sie sich auch über den Fall Jerusalems gefreut (26,2), weil dadurch ein Konkurrent ausgeschaltet war und Juda keine Zölle mehr für den Warentransport erheben konnte.

Die Handelsmacht Tyrus wird in Kap. 27 selbst mit einem Schiff verglichen, das Planken aus Zedern vom Libanon und einen Mast aus Eichen von Baschan hatte usw. (V.5-6). In Vers 10 werden Kriegsleute erwähnt, die zum Schutz der Handelsflotte nötig waren. Piraterie ist bis heute ein großes Problem für Handelsschiffe, da sie sehr wertvolle Güter transportieren!

Die lange Liste der Handelspartner zeigt, dass es auch damals schon weltweite Handelsbeziehungen gab (innerhalb der damals bekannten Welt). Alles trug zum Reichtum von Tyrus bei. Doch so sicher man sich auch fühlte, selbst das sicherste Schiff kann sinken. Das hat der Untergang der Titanic der technikgläubigen Welt zu Beginn des letzten Jahrhunderts ebenso gezeigt, wie der Untergang das „Handelsschiffes“ Tyrus in der Antike. Ein (starker) Ostwind ließ das Schiff zerbrechen (V.26). Sowohl die Babylonier kamen von Osten als auch später Alexander der Große. Der Fall des großen Tyrus führte zu weltweitem „Geschrei“ und Schrecken (V.28-36). Angst und Schrecken vor Alexander, der die Inselfestung Tyrus auf so spektakuläre Weise erobert hatte. Erschrecken darüber, wie schnell selbst größter Reichtum untergehen kann („im Meer vernichtet“ bzw. „verschwunden“). Geschrei und Entsetzen aber auch, weil mit dem Untergang von Tyrus das ganze wirtschaftliche System zusammenbrach. Ähnliches Geschrei wird sich in der Endzeit beim Fall des Wirtschaftssystems Babylon (Rom) wiederholen (Off 18).

Das Kapitel endet (wie auch Kap. 26 und 28) mit der Feststellung, dass Tyrus auf ewig dahin ist! Möge das allen, die reich werden wollen oder auf Reichtum vertrauen, eine ernste Warnung sein. Reichtum ist keine Sicherheit, sondern einzig und alleine Gott!


Nächster Tag Vorheriger Tag