Hesekiel 23

Nov 11

Heutige Bibellese:

Hesekiel 23,1-49 / 1.Petrus 4,7-5,14 / Psalm 110,1-7 / Sprüche 27,11


Samaria und Jerusalem, die Hauptstädte des Nord- und Südreiches, werden mit zwei Schwestern verglichen. Ohola steht für Samaria, Oholiba für Jerusalem (V.4). In der Gleichnisrede von den unzüchtigen Schwestern Ohola und Oholiba veranschaulicht der HERR die Vergehen Samarias und Jerusalems, die dem HERRN beide untreu wurden und Hurerei trieben (durch Bündnisse mit fremden Nationen und der Verehrung von deren Göttern). Das Hinwenden zu anderen Göttern wird als Hurerei (Ehebruch) bezeichnet, weil der Bundesschluss am Berg Sinai zwischen dem HERRN und Israel in Gottes Augen ein Ehebund war (das wird in Jer 31,32 deutlich; das dort für „Herr“ benutzte Wort ist das Wort für Ehemann, das noch im heutigen Hebräisch diese Bedeutung hat). Dass hier zwei Frauen genannt werden ist keine Legitimation der Polygamie, sondern eine Folge des Bruches, der im Volk Israel schon in der Richterzeit auftrat und zur Zeit Rehabeams, des Sohnes Salomos, zur endgültigen Trennung des Reiches führte.

Israel brach diesen Ehebund vom Sinai bereits, bevor er schriftlich festgehalten war. Die Sünde mit dem goldenen Kalb (eine Erinnerung an den Apis-Stierkult, d.h. an das, was Israel in seiner Jugendzeit, der Knechtschaft in Ägypten kennengelernt hatte), fand nach dem mündlichen Bundesschluss statt (2.Mo 19,7-8; 24,3.7), aber noch bevor der Vertrag schriftlich ausgefertigt war (Mose kam erst danach mit den zwei Tafeln des Gesetzes vom Berg zurück; 2.Mo 32,19)! In vielen Ländern ist ein Ehebund bereits nach der mündlichen Einverständniserklärung rechtskräftig gültig, selbst wenn es nicht mehr zur Unterzeichnung des Ehevertrages kommen sollte.

In Israel war es nicht erlaubt, dass eine geschiedene Frau noch einmal zu ihrem ersten Mann zurückkehren durfte (5.Mo 24,1-4). Das erstaunliche ist aber, dass der HERR genau dies mit Israel tun wird:

Und es wird geschehen an jenem Tag, spricht der HERR, da rufst du: Mein Mann! Und du rufst mich nicht mehr: Mein Baal! Und ich entferne die Namen der Baalim aus ihrem Mund, und sie werden nicht mehr mit ihrem Namen erwähnt. [...] Und ich will dich mir verloben in Ewigkeit [...] (Hos 2,18-21)

Der HERR wird Israel wieder annehmen und einen ewigen Bund mit seinem Volk schließen, d.h. einen Bund, der nicht mehr gebrochen wird. Das ist der neue Bund aus Jer 31,31-34. Hos 2,18-19 weist darauf hin, dass dann auch ein sprachliches Problem gelöst sein wird. Baal war die Bezeichnung für die Götzen, die man in Syrien und Palästina verehrte – und gleichzeitig auch die Bezeichnung für den (Ehe-)Mann. Das führte dazu, dass man sprachlich nicht entscheiden konnte, ob man vom HERRN oder von dem Götzen Baal sprach (und dadurch der Götzendienst auch hinter einer frommer Maske versteckt werden konnte). Das gleiche Problem existiert bei der arabischen Bibelübersetzung, wo man sich als Bezeichnung für Gott für das Wort Allah entschieden hat. Das hat den Vorteil, dass man sich mit Arabern über Allah unterhalten kann und nicht gleich deutlich machen muss, von welchem Gott man redet. Andererseits werden so die Unterschiede zwischen Allah und dem Gott der Christen nicht immer gleich deutlich.

In der Zukunft wird Israel wieder eindeutig von seinem Gott reden und jeden Anklang an die Götzen vermeiden!


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