Joel

Juli 17

Heutige Bibellese:

Joel 1,1-4,21 / Apostelgeschichte 18,12-19,10 / Psalm 14,1-7 / Sprüche 19,12-14


Im ersten Kapitel werden die Auswirkungen einer Heuschreckenplage (1,4) beschrieben: die ganze Ernte wurde vernichtet und es kam zu einer großen Dürre (1,5.7-12.16-20). Die vier in Vers 4 genannten Namen beschreiben vermutlich die vier verschiedenen Entwicklungsstadien, die die Heuschrecke durchläuft, bis sie voll ausgewachsen ist. Die Heuschreckenplage, die das Land verwüstete und in kurzer Zeit die gesamte Vegetation vernichtete, war sowohl ein historisches Ereignis als auch ein Sinnbild des kommenden Gerichts Gottes (vgl. Kap. 2). Das wird besonders durch Vers 2,25 deutlich, wo der HERR die Heuschrecken als „mein großes Heer, das ich gegen euch gesandt habe“ bezeichnet.

In den Propheten werden immer wieder gegenwärtige Ereignisse aufgegriffen und als Ausgangspunkt für weitreichendere Prophetien genommen (vgl. z.B. Jes 7,1-14, wo der syrische Einfall und der Unglaube des Ahas als Ausgang für die große Ankündigung in V.14 genommen wird). Auch Jesus folgte diesem prophetischen Stil. Als einige ihn auf die Grausamkeit des Pilatus gegenüber den Galiläern ansprachen, knüpfte Jesus daran an und erinnerte auch noch an die achtzehn, auf die der Turm von Siloa gefallen war und warnte: „[...] wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen“ (Lk 13,3.5).

Bezüglich der Zahl vier in 1,4 ist interessant, dass diese Zahl im Zusammenhang mit dem Gericht Gottes in der Bibel öfter auftritt. Im Propheten Daniel werden zweimal vier Weltmächte bildlich beschrieben, die das Land Israel unterwerfen und plündern würden: das babylonische, medopersische, griechisch-mazedonische und römische Reich. Auch Sacharja hatte in einem seiner Nachtgesichte eine Vision mit vier Hörnern, die Juda und Jerusalem zerstreuten (Sach 2,1-4). In diesem Zusammenhang können wir die vier genannten Entwicklungsstufen der Heuschrecken als Sinnbild der Gerichte auffassen, die die genannten Nationen über Israel brachten. Am Ende dieser Zeiten der „Nationen“ (in deren Verlauf Jerusalem zertreten wird, Lk 21,24; vgl. dagegen Joel 4,17: im Tausendjährigen Reich wird das nicht mehr geschehen), wird „am Tag des HERRN“ (2,1) der letzte Einfall in das Land stattfinden, wie in 2,1-11 vorhergesagt wird.

Zentrales Thema des Buches Joel ist der „Tag des HERRN“. Im AT kann damit entweder ein bestimmtes historisches Ereignis (z.B. Kla 2,21-22; Hes 13,5) gemeint sein oder die zukünftige Zeitspanne des Gerichts und der Wiederherstellung am Ende des gegenwärtigen Zeitalters. Folgende Elemente sind mit diesem Tag verknüpft: Gericht über das Volk Gottes, Gericht über die Heidenvölker und die Reinigung und Erneuerung Israels. Diese Elemente werden auch im Buch Joel erwähnt: Israels Gericht (1,15; 2,1-11), seine Befreiung und Wiederherstellung (2,18-3,5; 4,17-21) sowie das universale Gericht über die Völker (4,1-16). Der Tag des HERRN ist eine Zeitepoche, die mit der Entrückung der Glaubenden beginnen wird (1.Kor 15,50-58; 1.Thess 4,13-18). Danach wird die große Drangsalszeit folgen (2.Thess 2,6-7; Off 6-19) und die tausendjährige Herrschaft Christi (Off 20). Das Ende wird das Gericht vor dem großen weißen Thron bilden (Off 20,11-15). Der Tag des HERRN schließt mit dem Vergehen von Himmel und Erde. Danach wird der „Tag Gottes“ mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde kommen (2.Pt 3,10-13).


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