Apostelgeschichte 23,23-30

Sept 26

Heutige Bibellese:

Jeremia 51,54-52,34 / Apostelgeschichte 23,12-35 / Psalm 70,1-6 / Sprüche 24,10


Aufgrund des geplanten Anschlages sollte Paulus nach Cäsarea verlegt werden (V.23). Cäsarea war die Residenzstadt der römischen Statthalter, die nur zu den großen jüdischen Festen in Jerusalem amtierten (Pontius Pilatus hielt sich bei der Gefangennahme Jesu in Jerusalem auf, weil diese beim Passahfest erfolgte; Mt 27,11).

Der Brief, den der Oberste Lysias für Felix mitschickte (V.26-30), ist in seiner Form typisch für das Altertum. Zuerst wird der Name des Absenders genannt, wie das auch in den anderen Briefen des NT (mit Ausnahme des Hebräerbriefes) der Fall ist. Als nächstes folgt die Nennung des Adressaten: der Statthalter Felix. Der Zusatz „hochedler“ oder „hochverehrter“ war ein offizieller Titel des Prokurators (Statthalters) von Juda (vgl. 24,3; 26,25), wurde aber auch als höfliche Anrede bzw. bei Personen in hohem (offiziellen) Amt bzw. hoher Stellung benutzt (vgl. Lk 1,3). Dann folgt der Gruß, der wörtlich übersetzt „viel Freude“ bedeutet. Doch war dieser Gruß damals genauso abgenutzt wie unser „Guten Tag“ oder „Grüß Gott“, bei dem man dem anderen nicht wirklich einen guten Tag wünscht, geschweige denn an Gott denkt. Wie bereits erwähnt, findet man diesen Aufbau (Absender, Adressaten, Gruß) in vielen neutestamentlichen Briefen wieder:

Paulus und Silvanus und Timotheus der Gemeinde der Thessalonicher [...]: Gnade euch und Friede! (1.Thess 1,1)

Dann folgt (in etwas geschönter Form) eine Schilderung der Ereignisse, die zur Sendung des Paulus nach Cäsarea führten. Wir hätten den Schluss (V.30) in der Gegenwarts- oder Zukunftsform geschrieben: „Ich sende dir ... und werde seinen Anklägern befehlen, vor dir zu sagen, was gegen ihn vorliegt“. Lysias wählt dagegen die Vergangenheitsform: „ich habe gesandt ... habe befohlen“. Auch das ist typisch für den Stil antiker Briefe. Der Schreiber versetzt sich in den Standpunkt des Empfänger und schreibt so, wie sich die Dinge aus dessen Sicht darstellen. Wenn Felix den Brief lesen würde, hatte Lysias sowohl Paulus bereits gesandt, als auch dessen Anklägern Befehl gegeben.


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