Jona

Juli 18

Heutige Bibellese:

2.Könige 14,21-25 / Jona 1,1-4,11 / 1.Korinther 1,1-17 / Psalm 15,1-5 / Sprüche 19,15-16


Das Buch Jona wird in der jüdischen Synagoge am Versöhnungstag (Jom Kippur) gelesen. Die Juden sagen, dass sie selbst mit Jona gemeint seien. Man kann in Jona also auch einen Typus (d.h. ein Bild) für das jüdische Volk sehen. Die Juden sind dazu berufen, ein Zeugnis gegenüber den Nationen zu sein. Doch Jona wollte nicht zu den Nationen gehen, weil es seinem Nationalstolz widersprach, dass Gott auch den Nationen Gnade erweisen könnte (und sie dadurch in gewisser Hinsicht mit seinem auserwählten Volk Israel auf die gleiche Stufe gestellt würden; 4,2). Ebenso gehorchten auch die Juden nicht dem Willen des Herrn und stellten sich mit ihrem Nationalstolz hinsichtlich ihrer Auserwählung gegen dessen Absichten (insbesondere gegen die Verkündigung des Evangeliums, Apg 13,44-52; 14,19-20; 17,5-9; 18,12 usw.). (Dieser Konflikt reichte sogar bis in die christliche Gemeinde hinein. Die Judenchristen wollten durchsetzen, dass alle Menschen aus den Nationen, die zum Glauben kamen, beschnitten würden, Apg 15,5, und dadurch zu Juden gemacht würden. Ihr Nationalstolz hinderte sie zunächst daran, zu akzeptieren, dass der Herr Menschen rettet, ohne dass diese Juden werden müssen. Doch während des Apostelkonzils schenkte der Heilige Geist ihnen die entsprechende Einsicht.)

Durch wiederholten Ungehorsam, der schließlich in der Ablehnung des Messias Jesus Christus und der frühchristlichen Evangelisten gipfelte, verließen die Israeliten die Gegenwart Gottes – wie Jona vor dem Herrn weglief. Jona bestieg ein Handelsschiff, die Juden wurden zu Händlern (vgl. Hos 12,8). Wie über Jona, so kamen auch über sie Stürme und Unglück. Aber wie Jona in allen Bedrängnissen weder seine Volkszugehörigkeit noch seinen Glauben an Gott verleugnete (1,9), so taten und tun auch sie dieses nicht. Und wie Jona, so bekennen zumindest die orthodoxen Juden in ihren Gebeten, dass ihre Bedrängnis die Folge ihrer Sünde und ihrer Abkehr vom HERRN ist.

Jona wurde ins Meer geworfen. Das Meer ist ein Bild für die Nationen (Off 17,15), den Lebensraum, in den die Juden „geworfen“ (vertrieben) wurden. Nachdem Jona über Bord geworfen worden war, kamen die heidnischen Seeleute zum Glauben (1,16). Nur durch den Fall Israels sind wir in den Genuss der Gnade Gottes zu unserer Errettung gekommen:

[...] durch ihren [der Juden] Fall ist den Nationen das Heil geworden, um sie zur Eifersucht zu reizen. (Röm 11,11)

Das Wunder, das Jona im Bauch des Fisches überlebte, entspricht dem Wunder, dass Israel ohne eigenen Staat und eigenes Land als Nation erhalten blieb. Normalerweise vermischt sich ein Volk in diesem Falle mit anderen Nationen und verliert seine Identität. Doch Israel ist

[...] ein Volk, das abgesondert wohnt und sich nicht zu den Nationen rechnet. (4.Mo 23,9)

Wenn die Bedrängnis in der Endzeit ihren Höhepunkt erreicht, dann wird der Überrest des Volkes (wie Jona) den Herrn im Gebet anrufen und erkennen, dass „bei dem HERRN Rettung ist“ (2,10). Am dritten Tag wurde Jona gerettet und am dritten Tag wird der HERR Israel wieder aufrichten, so dass es vor seinem Angesicht lebt (Hos 6,1-3). Dann wird Israel dem Herrn endlich gehorchen, wie es auch Jona nach seiner Rettung tat.


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