Lukas 1

März 13

Heutige Bibellese:

3.Mose 24,1-25,55 / Lukas 1,1-25 / Psalm 58,1-12 / Sprüche 11,10-11


Das Lukasevangelium ist dem Wesen nach ein „heidnisches“ Evangelium. Es wurde sowohl für einen Heiden (darauf weist z.B. der Name des Adressaten, Theophilus, hin) als auch von einem Heiden geschrieben. Dass Lukas ein Heide war, wird aus dem Kolosserbrief deutlich. In Kol 4,10-11 übermittelt Paulus Grüße von seinen einzigen jüdischen Mitarbeitern („aus der Beschneidung“): Aristarch, Markus und Jesus Justus. Es folgen Grüße von drei weiteren Personen (Kol 4,12-14): Epaphras, Lukas, der geliebte Arzt und Demas, die folglich keine Juden, sondern Heiden gewesen sein müssen.

Doch obwohl das Lukasevangelium so stark heidnisch geprägt ist, beginnt es doch sehr jüdisch: mit dem Priesterehepaar Zacharias und Elisabeth und einem Einblick in den priesterlichen Dienst im Tempel (Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers). Nach einer ausführlichen Beschreibung der Geburt Jesu folgen weitere Einzelheiten, die Charakteristika der jüdischen Religion aufzeigen: Beschneidung, Reinigungsopfer für die Mutter, Darstellung des Erstgeborenen im Tempel, Vorbereitung des Zwölfjährigen auf die Religionsmündigkeit – alles „nach dem Gesetz“ bzw. der jüdischen „Gewohnheit“ (Kap. 2, bes. V.22.23.27.39.41). Interessanterweise werden diese typisch jüdischen Begebenheiten in keinem der anderen Evangelien erwähnt! (Das zeigt auch, dass selbst wenn die verschiedenen Evangelien unterschiedliche Schwerpunkte setzen, das nicht bedeutet, dass nichts von dem bericht wird, was nicht zu diesem Schwerpunkt „passt“).

Dieser „jüdische Start“ dieses „heidnischen“ Evangeliums erinnert an das Vorgehen des Heidenapostels Paulus. Obwohl Gott ihn zum Evangelisten für die Heiden (Nationen) berufen hatte (Apg 22,21; Gal 2,7), arbeitete er doch nach dem Motto: „den Juden zuerst und dann den Nationen“ und begann seine Evangeliumsverkündigung immer unter den Juden (sofern es welche gab; Apg 13,14.46-47; 18,4-6; vgl. Röm 1,16; 2,9-10)! Lukas selbst hat Paulus auf einem Teil seiner Missionsreisen begleitet (vgl. die „Wir“-Abschnitte in der Apg) und dessen Vorgehen vielleicht so tief verinnerlicht, dass auch sein Evangelium dieser Struktur folgt.


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