Jeremia 49,7-22

Sept 23

Heutige Bibellese:

Jeremia 47,1-49,22 / Apostelgeschichte 21,18-36 / Psalm 68,20-36 / Sprüche 24,5-6


In diesem Abschnitt wird Edom das Gericht angekündigt.

[...] der in den Schlupfwinkeln der Felsen wohnt, den Gipfel des Hügels besetzt hält. Wenn du dein Nest hoch baust wie der Adler, ich werde dich von dort hinabstürzen, spricht der HERR. (Jer 49,16)

Zum Verständnis von Vers 16 sind die archäologischen Erkenntnisse über Bozra (Sela bzw. Petra; V.13), der Hauptstadt Edoms, hilfreich. Die Stadt lag bestens geschützt in einer Gebirgsformation, die die Form eines Amphitheaters hatte. Es gab nur einen einzigen Weg, die Stadt zu erreichen: einen etwa 1,5 km langen Weg durch eine enge Schlucht, die man Sik nannte. Um Petra herum gibt es zahlreiche Höhlen, die zum Teil als Grabstätten, zum Teil als Wohnhöhlen benutzt wurden. Die Stadt selbst war aus dem Felsen gehauen. Man lebte wahrlich „in den Schlupfwinkeln der Felsen“, vor Feinden gut geschützt, aber nicht vor dem Gericht Gottes!

Nach einer tausendjährigen Geschichte wurde die Stadt von den Nabatäern erobert. Die Griechen starteten zwei Feldzüge gegen die Stadt, hatten aber keinen Erfolg – sie mussten erkennen, dass die Stadt uneinnehmbar war! Als die Römer das Nabatäerreich erobern wollten, wurden sie vernichtend geschlagen. Nur durch Verrat fiel es später doch noch an die Römer (106 n.Chr.).

Die Stadt Petra war so sicher, dass sie manchen Völkern als Zufluchtsort diente. Auch ließen viele Völker ihre Schätze dort aufbewahren. Es war quasi die Bank des Altertums. Petra war ein einzigartiger Ort, aber der HERR hat diese Stadt, die durch Größe übermütig geworden war (V.16), erniedrigt und vernichtet (V.13.15.17-18).

Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden. (Mt 23,12)

Das Gericht Gottes über Edom hat sich in der angekündigten Form vollzogen. Die Stadt Petra ist zur Wüste und zum Fluch geworden (V.13). 614 n.Chr. wüteten die Perser in Petra, plünderten die Stadt und ließen sie verwüstet zurück. Die Stadt selbst existiert noch. Sie kann auch nicht zerstört werden, weil sie direkt in die Felsen gehauen ist. Aber sie ist nicht mehr bewohnt (V.17-18). Hin und wieder übernachtet ein Araber dort in einem Zelt, aber am nächsten Tag zieht er weiter. Die Stadt eignet sich nach wie vor als Wohnort, aber viele Araber verbinden abergläubische Vorstellungen mit ihr. So erfüllt sich der Ratschluss des HERRN (V.20):

[...] niemand [wird] dort wohnen und kein Menschenkind sich darin aufhalten. (Jer 49,18)

Edom ist keine Wiederherstellung verheißen.


Nächster Tag Vorheriger Tag