Jeremia 50,1-7.17-20

Sept 24

Heutige Bibellese:

Jeremia 49,23-50,46 / Apostelgeschichte 21,37-22,16 / Psalm 69,1-16 / Sprüche 24,7


Jeremia erhielt den Auftrag, unter den Völkern den Untergang Babels anzukündigen (V.2). Babels Schutzgott Bel und der Sturmgott Merodach (in babylonischen Inschriften wird er Marduk genannt), der Hauptgott Babylons, sollten gestürzt werden. Sie würden unfähig sein, das Volk gegen die von Norden heraufziehende Nation zu beschützen. Babylon würde eingenommen und zur Wüste gemacht werden (V.2-3).

Viele sehen diese Prophetie durch das Medo-Persische Reich erfüllt. Doch einige Gründe sprechen dagegen: 1.) Die Perser kamen nicht aus dem Norden, sondern aus dem Osten von Babylon. 2.) Die Stadt wurde weder zerstört noch zur Wüste gemacht, sondern wurde verschont, blieb bewohnt und bildete sogar ein Regierungszentrum des Persischen Reiches. Daniel hatte dort eine führende Stellung inne (Dan 5,30; 6,1). 3.) Während der Belagerung durch die Meder und Perser floh niemand aus der Stadt (vgl. V.3). Selbst Daniel, der die Prophetien Jeremias kannte, verließ die Stadt nicht (Dan 9,1-2; 5,28-30; 6,1-3). 4.) Auch die Verheißung, dass sich Israel und Juda danach als Volk vereinigen, nach Zion fragen und sich dem HERRN wieder zuwenden würden (V.4-5), erfüllt sich durch den Fall Babels 539 v.Chr. nicht. Daraus kann man nur schließen, dass die Beschreibung des Falls Babylons über die historischen Ereignisse hinausgeht und eine eschatologische (endzeitliche) Komponente beinhaltet. Nahes und Fernes sind miteinander vermischt. Der Fall Babylons und die Rückkehr der Gefangenen Judas unter Serubbabel sind ein prophetisches Bild für die zukünftige Wiederherstellung Israels und Judas, die nach dem Fall des zukünftigen „Babels“ stattfinden wird, der in Off 17-18 beschrieben wird (wo Babel als Symbol für Rom benutzt wird). Dass der Blick in Jer 50-51 über die historische Situation hinausgeht erklärt auch die zahlreichen Parallelen zwischen Jer 50-51 und Off 17-18.

Die Vernichtung Babylons ist der Höhepunkt der Gerichte Gottes über die heidnischen Mächte, die sein Volk unterdrückten. Wenn Babylon beseitigt ist, steht der Erfüllung der Verheißungen Gottes nichts mehr im Wege – so war es (mit gewissen Einschränkungen) in der Vergangenheit und so wird es in der Zukunft sein.

Gottes Volk war eine verlorengehende Schafherde, weil die Hirten es in die Irre geleitet hatten (V.6). Außerdem waren fremde Könige gekommen und hatten das Schaf gefressen und bis auf die Knochen abgenagt (V.7.17). Dieses Bild weist auf die Notwendigkeit eines guten Hirten hin (Joh 10). Als dieser kam, war die Herde nicht bereit, ihm zu folgen. Aber wenn er wiederkommt, wird er sein Volk an seinen Weideplatz zurückführen und es wird ihm willig folgen (V.19). In dieser Zeit wird Israel unantastbar sein, weil seine Sünden vergeben sein werden (V.20)!


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