2.Könige 17,6.24-41

Juli 27

Heutige Bibellese:

2.Könige 17,7-18,37 / 1.Korinther 8,1-13 / Psalm 22,1-14 / Sprüche 20,2-4


Dieser Abschnitt erklärt, wie das Mischvolk der Samariter entstanden ist. Die Assyrer versuchten ihr Reich durch eine Bevölkerungsdurchmischung zu stabilisieren. Die Bevölkerung der eroberten Gebiete wurde größtenteils deportiert und in verschiedenen anderen Gebieten angesiedelt (V.6). Im Gegenzug dazu wurden Menschen aus verschiedenen anderen Gebieten dort angesiedelt (V.24). Die Perser verfolgten eine gegenteilige Strategie und erlaubten den Menschen, in ihre Heimatländer zurückzukehren und dort auch ihre Religion auszuüben. Doch davon profitierten nur die Menschen, die unter den Babyloniern aus Juda verschleppt worden waren (Esr 1,2-4). Die unter den Assyrern verschleppten Menschen kehrten nie zurück. Was aus ihnen geworden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen (alle Überlegungen dazu, z.B. dass sie in Großbritannien aufgetaucht seien und sich von dort bis in die Vereinigten Staaten ausgebreitet hätten, sind Spekulation und bleiben Wunschdenken derer, die ihren Stammbaum gerne auf die „verlorenen Stämme“ zurückführen möchten).

Die Menschen, die unter den Assyrern nach Samaria kamen, brachten ihre eigenen Religionen mit. Weil sie den HERRN nicht fürchteten, sandte er Löwen ins Land, die die Menschen töteten (V.25). Interessanterweise erkannten die Menschen damals sofort, dass das daran lag, dass man den „Gott des Landes“ nicht verehrte. Schade, dass bei heutigen Naturkatastrophen so wenige Menschen sich daran erinnern, sich an den Herrn des Himmels und der Erde zu wenden! Der König von Assur befahl, einen der Priester aus Samaria zurückzuschicken, um die Menschen zu belehren, wie sie den HERRN verehren müssten. Das war natürlich kein Priester des HERRN (die waren ja in Jerusalem), sondern nur ein Priester aus Samaria – wo man längst nicht mehr alles beachtete, was der HERR geboten hatte (z.B. dass Jerusalem der einzige Ort war, wo man ihn verehren sollte) und im Zuge der Einführung der Kälber durch Jerobeam weitere Änderungen hinzukamen (z.B. Ersetzen des Laubhüttenfestes im siebten Monat durch ein Fest im achten Monat; 1.Kön 12,32). Obwohl der Priester also keine wirklich gesetzesgemäße Verehrung des HERRN lehrte, hörte die Löwenplage auf. So gnädig ist der HERR! Die Menschen hielten allerdings auch an der Verehrung ihrer alten Götter fest (V.29-31). Das führt zu der paradoxen Feststellung, dass die Menschen den HERRN fürchteten (weil sie ihn so verehrten, wie der Priester es ihnen beibrachte; V.33) und ihn andererseits auch nicht fürchteten (V.34), weil sie gleichzeitig an ihrem Götzendienst festhielten.

Ähnliches hat sich auch in der Kirchengeschichte vollzogen. Als sich der Katholizismus in Europa ausbreitete und die heidnische Welt christianisiert wurde, war der Glaube bereits mit einigen östlichen Glaubenselementen vermischt. Um den Heiden die Annahme des neuen Glaubens zu erleichtern, wurde er um weitere Lokalgötter ergänzt. In Vers 37 werden nochmals die Ordnungen, Gesetze und Gebote erwähnt. Die genauesten Anweisungen darüber, wie Gott verehrt werden will, finden wir in der Bibel (z.B. Joh 4,23-24)!

Aus dieser Mischbevölkerung wurden die Samariter, die wir aus dem NT kennen (im AT werden sie nur in V.29 genannt). Weil ihre Religion eine Mischreligion aus wahrem Gottesdienst und Götzendienst war, waren sie in den Augen der frommen Juden unrein und verhasst. Lieber nahm man einen Umweg in Kauf, als durch Samarien zu ziehen.


Nächster Tag Vorheriger Tag