Richter 12,1-7

Mai 12

Heutige Bibellese:

Richter 11,28-13,25 / Johannes 7,1-30 / Psalm 109,1-31 / Sprüche 14,32-33


Jeftah errang einen großen Sieg über die Ammoniter, doch das Ende seiner Geschichte ist traurig und beschämend – sowohl sein merkwürdiges Gelübde (11,28-40), als auch sein Streit mit den Ephraimitern (12,1-6). Das ist wieder eine Parallele zum Protestantismus, der mit der Reformation gut anfing, aber auch einige Schattenseiten hat.

Der Stamm Ephraim fiel des öfteren durch Unzufriedenheit und Eifersucht auf (8,1; Jos 17,14; Jes 11,13). Während Gideon es verstand, den Zorn Ephraims durch eine sanfte Antwort zu besänftigen (8,2-3; Spr 15,1), ging Jeftah zum Angriff auf Ephraim über, wodurch 42.000 Männer getötet wurden (V.4.6). Ist es nicht schrecklich, wenn Brüder sich gegenseitig bekämpfen und sogar töten? Gleiches trat auch im Protestantismus auf! Bis heute ist die Christenheit in eine riesige Zahl von Denominationen zersplittert (weltweit ca. 60.000), die alle ihr „Schibbolet“ haben, ihr Erkennungszeichen, ihre bestimmten Lehren und/oder Praktiken, die sie besonders betonen und wodurch sie sich von anderen unterscheiden. Schibbolet heißt „Strömung“ – wie wir auch von verschiedenen christlichen Strömungen reden!

Diese Strömungen bekämpften sich zum Teil sehr heftig – und schreckten sogar vor Tötungen nicht zurück. Schon Luther konnte sich mit Zwingli und Calvin, den Schweizer Reformatoren, nicht über das Abendmahlsverständnis einigen, weil er auf dem „dies ist“ bestand, d.h. darauf, dass Brot und Wein, die man beim Abendmahl zu sich nimmt, buchstäblich Christi Fleisch und Blut seien. Zur gleichen Zeit wurde auch die Täuferbewegung verfolgt und ihre Anhänger getötet! Zwar vertraten die Täufer manche Irrlehre, aber in vielem hatten sie sehr bibeltreue Auffassungen und waren sehr „evangelikal“.

Dass Jeftah bei seinem Kampf gegen Ephraim nicht auf voller geistlicher Höhe ist, wird aus seiner Rede in V.2-3 deutlich. Sein ständiges „Ich, ich, ich“ ist Ausdruck von Selbstüberhebung und nicht von einer vom Geiste Gottes gewirkten Demut!


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