Richter 11,12-27

Mai 11

Heutige Bibellese:

Richter 10,1-11,27 / Johannes 6,47-71 / Psalm 108,1-14 / Sprüche 14,31


Der Name Jeftah bedeutet „er öffnet“. Seine Zeit weist Parallelen zur Zeit der Reformation auf, durch die den Menschen die Bibel zurückgegeben und geöffnet wurde (z.B. durch die Erkenntnis, das Rechtfertigung allein aus Glauben möglich ist). Die Bedeutung des Wortes zeigt Jeftahs Umgang mit den Feinden. Er vernichtet sie nicht sofort, sondern bewies ihnen ihr Unrecht zunächst aus der Bibel (anhand der Geschichte Israels, wie sie in den Büchern Mose aufgezeichnet ist).

Jeftah bewies, dass er die Geschichte Israels und die Gebote Gottes gut kannte. Die Völker Moab und Ammon waren über Lot mit Israel verwandt (1.Mo 19,36-38). Deshalb hatte Gott den Israeliten nicht erlaubt, deren Gebiete zu erobern – und daran hatte man sich gehalten (V.15; 5.Mo 2,9.19). Sie hatten aber das Gebiet Sihons, des Amoriters, erobert (das zuvor vielleicht von den Ammonitern bewohnt gewesen war).

Jeftahs Argumentation beruht auf drei Punkten: 1. Israel hatte das Land von den Amoritern erobert und gar nicht von den Ammonitern. 2. Gott hatte ihnen das Land gegeben, weil die Amoriter sie nicht friedlich hatten hindurchziehen lassen. Weil Gott Israel das Land gegeben hatte, hat keine andere Nation mehr einen Anspruch auf dieses Land (das gilt bis heute). 3. Warum hatten die Ammoniter nicht vor ca. 300 Jahren Widerstand geleistet, als Israel das Land frisch erobert hatte?

Jeftah selbst besaß keine Abschrift der Bibel, wie wir sie haben. Dennoch kannte er seine Bibel sehr gut (den Teil, der damals existierte). Kennen wir die Bibel so gut wie Jeftah? Für ihn waren die Ereignisse genauso Geschichte wie für uns. Ob 300 oder 3000 Jahre vergangen sind, macht keinen großen Unterschied. Manche Dinge erscheinen uns vielleicht unwichtig oder überholt – und dennoch können Momente in unserem Leben kommen, in denen genau diese Dinge wichtig sind. Hätte Jeftah die Bibel nicht genau gekannt, wäre er den Argumenten der Ammoniter unterlegen gewesen und hätte sich wahrscheinlich auf falsche Kompromisse eingelassen!

Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum. (Eph 4,14)


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