Richter 6,14-17.36-40

Mai 08

Heutige Bibellese:

Richter 6,1-40 / Johannes 5,24-47 / Psalm 106,13-31 / Sprüche 14,23-25


Obwohl Gott Gideon in V.1-16 bereits deutlich gesagt hatte, was Gideon tun sollte und dies durch das Zeichen in V.17 bestätigt hatte, gab er Gideon ein zweites Zeichen. Der Tau spricht von Erfrischung und Erquickung und ist ein Zeichen für den Segen Gottes. Der Segen Gottes sollte seinem irdischen Volk, Israel, gelten (symbolisiert durch die Wolle). Das Ausdrücken der Wolle symbolisiert, dass von Israel ein Segen für die Welt ausgehen sollte (vgl. 1.Mo 12,2-3; Joh 7,38-39). Das zweite Zeichen symbolisiert das Gegenteil: nach der Verwerfung des Messias wurde das Volk Israel beiseite gesetzt und die Nationen gesegnet. Es zeigt auch den Zustand Israels zur Zeit Gideons an, in der die Feinde den Segen Israels wegnahmen und Israel „auf dem Trockenen saß“. (Man könnte es auch neutral auffassen: Israel soll sich von den Nationen unterscheiden.) Auch der Ort, an dem Gideon die Wolle auslegt, ist interessant. Die Tenne (Kelter) spricht von Gericht (Jes 63,3; Klgl 1,15; Offb 14,20) und erinnert an das Kreuz Christi, von woher uns Segen und Kraft kommt. Gideon selbst brauchte nichts zu tun, außer früh aufzustehen (was sein Interesse an dem Ergebnis zeigt).

Manche Ausleger sehen in Gideons Bitte um ein Zeichen einen Hinweis auf Glaubensschwäche. Andere fassen seine Bitte positiv auf. Gott hatte ihn zu einem großen Werk berufen und nun wollte Gideon sichergehen, dass er keiner Verführung erlag, sondern wirklich Gott zu ihm gesprochen hatte. Der Wunsch nach Sicherheit ist nicht verwerflich. Ferner ist Gideon bewusst, dass er kein Anspruch auf dieses Zeichen hatte: „Wenn ich denn Gunst gefunden habe in deinen Augen, ...“ (V.17). Für einen Christen ist eine Bitte um ein Zeichen unangebracht. Wir haben das ganze Wort Gottes und auch den Heiligen Geist in uns. Wir finden Sicherheit über bestimmte Dinge im Lesen des Wortes und können Gott im Gebet bitten, dass er uns durch sein Wort und seinen Geist die Dinge deutlich macht. Er kann dazu auch die Zusammenkünfte und Gespräche mit anderen Glaubenden nutzen.

[...] denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen (2.Kor 5,7)

Die alttestamentlichen Glaubenden besaßen im Gegensatz zu uns weder die volle Offenbarung Gottes noch die Innewohnung des Heiligen Geistes. Deshalb spielen Zeichen im AT eine größere Rolle. Dennoch waren sie auch damals nicht nötig. Viele der in Hebr 11 genannten Glaubenshelden erkannten Gottes Willen ohne Zeichen!


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