Nehemia 13
Heutige Bibellese:
Nehemia 12,1-13,31 / Offenbarung 21,1-14 / Psalm 148,1-14 / Sprüche 30,32-33
Nehemias erster Aufenthalt in Jerusalem dauerte 12 Jahre, von 445 bis 433 v.Chr. (V.6; 1,2). Danach kehrte er offensichtlich wieder in die Burg Susa zurück, um Artaxerxes zu dienen (er hatte ja nur um eine Beurlaubung gebeten, nicht um eine dauerhafte Versetzung). Als er sich zu einem späteren Zeitpunkt (der nicht näher datiert wird; V.6-7) noch einmal beurlauben ließ und in Jerusalem nach dem Rechten sah (Kap. 13), musste er feststellen, dass während seiner Abwesenheit das Versprechen, das Haus Gottes nicht im Stich zu lassen (10,40), verletzt worden war (V.11). Die Zehnten waren nicht gegeben worden (10,38-39), so dass die Leviten und Sänger vom Tempel fortgegangen waren, um ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen (V.10). Auch das Brennholz und die Erstlinge (10,35.37-38) scheinen nicht gebracht worden zu sein (V.31). Ferner hatte man die Verpflichtung, keine ausländischen Frauen zu heiraten und den Sabbat zu halten, gebrochen (V.15.31; 10,31-32; 5.Mo 5,12; 7,1-4). Nehemia ging mit den Mischehen nicht so streng um wie Esra. Er verlangte keine Trennung, beschwor die Menschen aber, in Zukunft nicht mehr so zu handeln (V.25; Esr 10).
Am schockierendsten für Nehemia war vielleicht, dass der Hohepriester Eljaschib (V.4; 3,1; der Enkel Jeschuas; 12,10; Sach 3,1) dem Absonderungsgebot nicht gefolgt war, sondern sich mit dem Ammoniter Tobija verschwägert und ihm dann auch eine Zelle im Tempel hergerichtet hatte (V.4-5). Tobija gehörte zu den Feinden Israels, die massiv versucht hatten, den Wiederaufbau der Mauer zu verhindern und Nehemia einzuschüchtern und zu ermorden (2,10.19; 3,35; 6,1.19). Nachdem dies gescheitert war, hatte er sich mit vielen Edlen des Volkes mit einem Eid verbunden und war durch eine geschickte Heiratspolitik auch zu einem Verwandten Eljaschibs geworden (V.4; 6,17-18). Der hatte am Aufbau der Mauer teilgenommen (3,1), die ja gerade dazu dienen sollte, Feinde fernzuhalten. Außerdem hätte er als Hohepriester besonders vorbildlich sein und sich nicht mit einem Ammoniter einlassen sollen (vgl. 5.Mo 23,4). Stattdessen ließ er den Feind in die Mitte Israels kommen und verschaffte ihm sogar Zutritt zum Tempel. Bessere Möglichkeiten, dem Werk Gottes zu widerstehen, gab es nicht! Als Nehemia das sah, wurde er von heiligem Zorn erfüllt und warf Tobijas Hausgeräte aus der Zelle hinaus. Nach einer Reinigung diente sie wieder ihrer ursprünglichen Funktion: der Lagerung der Tempelgeräte, der Speisopfer und des Weihrauchs. Diese Zellenreinigung erinnert an die späteren Tempelreinigungen Jesu. Vordergründig richtete sich die Aktion gegen Tobija, doch im Grunde war sie gegen den Hohepriester Eljaschib gerichtet, der Tobija dort hineingelassen hatte. Äußere Feinde lassen sich meistens recht gut erkennen und bekämpfen. Innere Feinde wie Eljaschib sind dagegen viel schlimmer und gefährlicher. Doch Nehemia widmete sich diesem Kampf mit der gleichen Energie, mit der er Jahre zuvor den Aufbau der Mauer durchgeführt und verteidigt hatte.
Auch in unserer Zeit kann man in verschiedensten Bereichen eine Verweltlichung des Hauses Gottes beobachten. Akzeptieren wir das, oder stehen wir wie Nehemia dagegen auf, um die Missstände zu beseitigen?
Oft liegt die Ursache für eine Verweltlichung darin, dass Gottes Wort nicht mehr gelesen wird oder dass man nicht bereit ist, das Wort so zu verstehen, wie es verstanden werden will. Vermutlich hatte man auch nach der Abreise Nehemias aufgehört, das Wort zu lesen.