2.Thessalonicher 3,7-15
Heutige Bibellese:
2.Könige 13,1-14,20 / 2.Thessalonicher 3,1-18 / Psalm 13,1-6 / Sprüche 19,10-11
Vielleicht war es die unter den Thessalonichern aufgekommene Irrlehre, dass der Tag des Herrn bereits angebrochen (und damit das Ende nahe) sei, die dazu geführt hatte, dass einige ihren Beruf aufgegeben hatten (V.11). Vielleicht hielten es manche auch einfach für unangemessen, wenn Kinder Gottes, die zu ewiger Herrlichkeit berufen waren, sich noch mit niedrigen, nichtigen Dingen wie dem Broterwerb befassten. Solche Faulenzerei führt fast automatisch zu unnützem Zeitvertreib und bringt den guten Ruf der Christen in Gefahr. Deshalb konnte man solches Verhalten auch nicht stillschweigend dulden. Paulus selbst hatte den Thessalonichern ein anderes Beispiel hinterlassen (V.7); er hatte sein Leben lang als Zeltmacher gearbeitet. Zwar gehörte er vor seiner Bekehrung zu den jüdischen Rabbis. Doch nach dem jüdischen Gesetz durfte sich ein Rabbi nicht bezahlen lassen, sondern musste einen Beruf ausüben und seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten. Im Judentum war man überzeugt, dass einem Gelehrten etwas fehlte, wenn er so akademisch und weltfremd wurde, dass er keine Handarbeit mehr praktizierte! Ehrliche, rechtschaffene Plackerei verlieh den Menschen in den Augen der Juden Würde.
Im Falle, dass jemand die Ermahnung des Paulus, für den eigenen Lebensunterhalt zu arbeiten (V.12), nicht annehmen würde, sollte dieser bezeichnet werden (V.14). Die Bezeichnung war noch kein Ausschluss, kein öffentliches Disziplinierungsverfahren. Die Glaubenden sollten sich den „Bezeichneten“ merken und keinen Umgang mehr mit ihm pflegen. Die soziale Isolation (der soziale Druck) sollte den Betreffenden beschämen und ihn zur Reue und Buße bewegen. Er sollte erkennen, dass er sich durch sein Verhalten auch von Christus, dem Haupt der Gemeinschaft, trennte. Er sollte zurechtgewiesen werden, aber nicht als Feind betrachtet werden (V.14-15). Ziel jeder Zuchtmaßnahme ist die Wiederherstellung, nie die Vernichtung!