Richter 17-21

Mai 16

Heutige Bibellese:

Richter 20,1-21,25 / Johannes 8,31-59 / Psalm 113,1-9 / Sprüche 15,5-7


Das Buch der Richter und besonders der Anhang, Kap. 17-21, zeigt den traurigen moralischen Zustand des Volkes Gottes in dieser Zeit. Das erschreckende ist, dass dies nicht irgendwo in der Welt geschah – da würden wir gar nichts Besseres erwarten – sondern mitten im Volk Gottes! Und zu unserer Beschämung müssen wir eingestehen, dass es auch im heutigen Volk Gottes, der Gemeinde, nicht besser aussieht. Den allgemeinen Zustand der Christenheit können wir kaum ändern – es sei denn, dass der Herr noch einmal Gnade schenkt und seine Gemeinde vor dem Ende noch einmal stärkt (vgl. 16,28). Aber was wir tun können, ist, uns von Gott wie Simson als „Einzelkämpfer“ berufen zu lassen, um als Nasiräer des Herrn abgesondert und hingegeben ihm zu dienen und ein Zeugnis für ihn zu sein.

Die beiden Ereignisse in Ri 17-18 bzw. 19-21 weisen einige Parallelen auf. Beide Male ist ein Levit beteiligt. Und beide Male spielt der Stamm Ephraim eine besondere Rolle (Micha war aus Ephraim; Bethlehem, die Stadt, in der die Gräueltat verübt wurde, lag in Ephraim; auch der Levit, den Micha anstellte, kam aus Bethlehem). Und doch gibt es einen großen Unterschied: von der ersten Sünde, dem Götzendienst, nahm man in Israel kaum Notiz. Das zweite Vergehen rief dagegen eine sehr große Reaktion hervor. Warum dieser Unterschied? Im ersten Fall wurden die Rechte Gottes verletzt, im zweiten Fall menschliche Rechte. Verhalten wir uns nicht oft ähnlich? Wenn menschliche Rechte übertreten werden, ist unsere Entrüstung groß. Wir können uns mit dem Fall gut identifizieren. und sind schnell bereit zu handeln. Wenn dagegen Gottes Rechte verletzt sind, können wir uns damit weniger gut identifizieren und reagieren dementsprechend kaum oder gar nicht.

Die erste Geschichte zeigt, wie die Verbindung mit Gott abgebrochen und stattdessen Götzendienst betrieben wird. Als Folge davon zerbricht auch die Einheit des Volkes Gottes. Nachdem die erste Tafel des Gesetzes zerbrochen ist, die die Verbindung zwischen dem Volk und Gott regelt, wird auch die zweite Tafel zerbrochen, die die Verhältnisse im Volk untereinander regelt.


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