1.Mose 28,10-22
Heutige Bibellese:
1.Mose 27,46-29,35 / Matthäus 9,18-38 / Psalm 12,1-9 / Sprüche 3,11-12
Weil Jakob den väterlichen Segen nicht durch Glauben empfing, sondern auf betrügerische Art erschlich, nahm Gott ihn in Zucht. Jakob musste fliehen. Die Flucht Jakobs ist eine Vorschattung der Geschichte Israels. Nach dem Tode Christi richtete Gott sein Volk wegen dessen Unglauben – Israel wurde aus seiner Heimat vertrieben. Weil Jakob ein Bild für das „fleischliche“ Israel (d.h. nach leiblicher Abstammung, nicht aber aufgrund des Glaubens) ist, finden wir hier die Verheißung einer irdischen Nachkommenschaft – „wie der Staub der Erde“ (V.14).
Abraham und Isaak hatten keine Verheißung über eine himmlische Behütung durch Engel empfangen (V.12.15) – sie bedurften sie auch nicht, weil sie im Land blieben. Jakob jedoch, der durch eigenes Versagen, durch eigene Schuld auf der Flucht war, brauchte dagegen diese „Extraportion“ der Barmherzigkeit und empfing von Gott diese überströmende Gnade. Vermutlich hatte Jakob dies im Sinn, als er in seinem Segen über Josef sagt:
Die Segnungen deines Vaters überragen die Segnungen meiner Eltern (1.Mo 49,26; Elb)
Jakob erntete die bitteren Früchte seiner eigenen Verkehrtheit, doch selbst darin konnte er (später) die überströmende Gnade erkennen. Die menschliche, fleischliche Natur erkennt nur die „Zuchtrute“ Gottes, der Glaube dagegen sieht dahinter die göttliche Hand des liebenden Vaters, der die Rute gebrauchen muss (vgl. Hebr 12,6), aber immer zur Vergebung bereit ist, sobald das widerspenstige Herz gebrochen ist.
Die Züchtigung scheint einem gegenwärtig keinen Grund zur Freude zu geben (Hebr 12,11). Doch wir dürfen nicht bei den Umständen und unseren Fehltritten stehenbleiben, sondern müssen gerade in unserem Versagen auf die vergebende und wiederherstellende Gnade Gottes blicken. Der Glaube sieht auf die Gnade Gottes und kann Gott in allen Umständen für seine Gnade loben und preisen.