Rut 3,12-17

Mai 18

Heutige Bibellese:

Rut 3,1-4,22 / Johannes 10,1-21 / Psalm 115,1-18 / Sprüche 15,11


Rut hatte sich als „Heidin“, als Angehörige eines heidnischen Volkes, nach ihrer Bekehrung (1,16) jetzt auf das Gesetz Gottes Berufen (das Lösegesetz). Dadurch steht auch sie unter dem Alten Bund, wie Boas durch seine Antwort: „Und nun, es ist wirklich so, dass ich Löser bin [...]“ (V.12) bestätigt. Genauso dürfen wir „Heiden“ den Neuen Bund für uns in Anspruch nehmen: Jesus ist wirklich unser Erlöser. Er starb am Kreuz, „es ist vollbracht“ (Joh 19,30), wir dürfen die Vergebung täglich in Anspruch nehmen. Und Gott freut sich, wenn wir das tun und zu ihm kommen. So wie Boas sich freute, dass Rut zu ihm kam (2,8.10.14-17; 3,10).

Nachdem Boas sich bereit erklärt hat, Rut zu lösen, taucht das nächste Problem auf: Es gibt noch einen anderen Löser, der näher verwandt ist und deshalb höhere Priorität beim Lösen hat. Ob er lösen will, das wollte Boas gleich am nächsten Tag klären. Boas gibt ihr auch diesmal wieder reichlich Gerste (etwa 50 kg) mit. Rut muss eine starke Frau gewesen sein, um soviel tragen zu können. Boas hob ihr das Paket vermutlich auf den Kopf. Später ging Boas selber in die Stadt, um mit dem anderen Löser zu sprechen.

Voller Neugier erwartet Noomi ihre Schwiegertochter. Wörtlich übersetzt fragt Noomi, wer Rut jetzt ist. Die Begegnung mit dem Erlöser lässt Menschen nicht unverändert. Entweder werden sie zu Verworfenen, zu Hoffnungslosen, oder sie werden zu Angenommenen, Glücklichen. Dazwischen gibt es nichts mehr. Nur vor der Begegnung war noch alles offen. So sagt auch Jesus: „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“ (Mt 12,30). Es gibt kein Dazwischen. Und wie Boas Rut nicht abwies, als sie zu ihm kam, so weist auch Jesus niemanden von sich, der zu ihm kommt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Joh 6,37) Er empfängt die Kinder, Zöllner und Sünder (Lk 18,16; Mt 9,11-13).

Sechs Maß Gerste gibt Boas der Rut mit. Vermutlich war er sich seines Eheglücks recht sicher. Er wusste, dass der andere Löser nicht würde lösen können. Daher ist diese Gabe ein Vorschuss, ein Angeld auf die folgende Erlösung. Rut brauchte nicht mit leeren Händen zurückzukehren, sie bekam von Boas etwas zum Vorzeigen. Genauso geht es auch uns:

In ihm [Jesus] seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung. Der ist das Unterpfand unseres Erbes, auf die Erlösung seines Eigentums zum Preise seiner Herrlichkeit. (Eph 1,13-14)

Durch die Bekehrung können wir Erlösung an Geist und Seele erfahren, aber die des Leibes steht noch aus. Aber als Sicherheit dafür, dass das wirklich geschehen wird, haben wir den Heiligen Geist bekommen, der sich sichtbar auswirkt (Gal 5,22-23).


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