Hesekiel 29

Nov 14

Heutige Bibellese:

Hesekiel 29,1-30,26 / 2.Petrus 3,1-18 / Psalm 113,1-9 / Sprüche 27,15-16


In diesem zweiten Teil des Buches Hesekiel wird das Gericht über sieben Nationen bzw. Städte angekündigt. Die Weissagung gegen die siebte Nation, Ägypten, besteht aus sieben Teilen (vgl. 29,1.17; 30,1.20; 31,1; 32,1.17).

Kapitel 29-32 richtet sich gegen den Pharao sowie ganz Ägypten (V.2). Mit dem König von Ägypten ist Pharao Hofra gemeint, der von 588-569 v.Chr. regierte und 569 v.Chr. von Nebukadnezar ermordet wurde. In V.3 wird er als „Seeungeheuer“ (Drache) bezeichnet, was gemäß Off 12,9 auch eine Bezeichnung des Teufels ist.

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass der HERR sein Gericht über Ägypten bringen wollte. Zunächst war es die Selbstüberhebung des Pharaos. Der Nil war die Lebensquelle Ägyptens. Mit der Aussage, dass er selbst den Strom gemacht habe, maßte er sich an, der Lebensspender Ägyptens zu sein und machte sich dadurch selbst zu Gott (die ägyptischen Pharaonen galten tatsächlich als Verkörperung des Gottes Horus, des Hauptgottes Ägyptens, der in Gestalt eines Falken verehrt wurde, und nahmen ab der 4. Dynastie den Titel „Sohn des Re [Sonnengott]“ an).

Der HERR wollte den Drachen (Pharao) aus Ägypten angeln und auch die Fische (die Bevölkerung Ägyptens) mitziehen und in die Wüste werfen. Fische können in der Wüste nicht überleben – der Pharao wurde 569 v.Chr. von Nebukadnezar ermordet. Die Bevölkerung Ägyptens wurde vermutlich (wie es bei den Babyloniern üblich war) nach der Eroberung Ägyptens deportiert („aus den Strömen gezogen“; V.5-6).

Ein weiterer Grund für Gottes Gericht über Ägypten war, dass es sich Israel gegenüber als Bündnispartner äußert unzuverlässig verhalten hatte – wie eine „Stütze aus Schilfrohr“ (V.6-10; vgl. 2.Kön 18,21). Im entscheidenden Moment blieb die erhoffte Hilfe aus (17,17; Jes 30,1-7)! Andererseits gab es auch Zeiten, in denen Ägypten durchaus Schutz bot: als Jakob gemäß dem Willen Gottes mit seiner Familie nach Ägypten zog und auch als Jesus mit seinen Eltern vor Herodes fliehen musste.

Einen dritten Grund für die Eroberung Ägyptens durch Nebukadnezar wird aus Jer 43,8-44,30 deutlich: Weil Israel entgegen dem Willen des HERRN nach der Ermordung Gedaljas (der von Nebukadnezar nach der Eroberung Israels als Statthalter eingesetzt worden war) nach Ägypten zog, wollte der HERR dort das Unheil über die Israeliten bringen, dem sie zu entfliehen suchten.

Die Verse 17-20 zeigen, warum das Gericht über Ägypten erst nach dem Gericht über Tyrus beschrieben wird: Die Tyrer konnten sich und ihren Reichtum rechtzeitig auf eine vorgelagerte Insel retten, so dass Nebukadnezar mit seinem Heer keine Beute machen konnte, als er Gottes Gericht an Tyrus vollzog. Als Entschädigung für seine schwere Arbeit an Tyrus (die Stadt fiel erst nach 13 Jahren Belagerung im Jahr 572 v.Chr.) sollte er nun den Reichtum Ägyptens als Lohn bekommen. Die Eroberung Ägyptens ist also eine Folge der Eroberung von Tyrus und wird dementsprechend im Anschluss an diese vorhergesagt.


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