Hesekiel 19,10-14

Nov 08

Heutige Bibellese:

Hesekiel 18,1-19,14 / 1.Petrus 1,14-2,10 / Psalm 107,1-43 / Sprüche 27,4-6


Im ersten Teil des Kapitels werden die Könige Israels mit Löwen verglichen, Israel selbst als Mutter und Löwin. Der Weinstock ist ein weiteres Bild für die „Mutter Israel“ (vgl. Jes 5,1-7, besonders V.7).

Einen Weinstock hobst du aus aus Ägypten. Du vertriebst Nationen und pflanztest ihn ein. (Ps 80,9)

Gott erwartete von seinem Weinstock Frucht (vgl. Kap. 15). In der Anfangszeit geschah das auch mehr oder minder. Der Weinstock war an Wassern gepflanzt, wurde fruchtbar und voller Ranken. Israel gedieh unter dem Segen Gottes (V.10). Das ging über mehrere Jahrhunderte bis in die Zeit Samuels. Dann kamen „Herrscher-Zweige“ hervor, Israel begehrte einen König und bekam zunächst Saul und später David und dessen Nachkommen. Der Weinstock wuchs höher und wurde durch seine Höhe sichtbar. Die größte Ausdehnung und Herrlichkeit war unter Salomo erreicht. Sein Reichtum, seine Baukunst und seine Weisheit waren überall bekannt. Bekannt ist vor allem auch der Besuch der Königin von Saba (1.Kön 10).

Doch dann kam der Abfall und es ging immer weiter bergab. Das Gleichnis bezieht sich auf Zedekia, den letzten König Judas. Bald würde das Ende kommen und das Feuer aus dem Osten den vertrockneten Rest verzehren. Babylon (der heutige Irak) liegt geographisch östlich von Israel. Da aber auch die Feinde aus dem Osten nicht durch die Wüste, sondern von Norden her nach Israel eindringen, werden sie oft auch als von Norden kommend beschrieben. Interessant ist, dass das Feuer von den Trieben des Weinstocks ausging und nicht vom Feind aus dem Osten (V.14). Zedekia empörte sich während seiner Herrschaft gegen den König von Babylon und das führte zum Untergang des Reiches Juda (2.Kön 24,20; 25,1). Hätte er das nicht getan, wäre nichts geschehen! Doch so kam kein starker Zweig mehr aus dem Weinstock hervor, kein Zepter zum Herrschen. Es wird keinen König aus der Linie Davids geben – bis Jesus wiederkommt!

Kapitel 19 ist teils ein Rückblick, teils auch prophetisch. Das Gleichnis von den Löwen ist ein Rückblick. Die Regierungszeiten von Joahas und Jojachin (den beiden Löwen) waren vorbei (Hesekiel wurde zusammen mit Jojachin nach Babel gebracht; vgl. 1,1-2). Das Ende Zedekias, das mit dem Gleichnis vom Weinstock beschrieben wird, war dagegen noch zukünftig.

Die Könige waren eigentlich dazu berufen, die Herrlichkeit Gottes darzustellen. Doch sie taten genau das Gegenteil und verunehrten ihn durch Götzendienst und andere gottlose Handlungen (36,20; 2.Sam 12,14). Scheinbar ist der Mensch unfähig, mit Macht richtig umzugehen. Deshalb ist das Gebet für Politiker und christliche Führer sehr wichtig (1.Tim 2,1-2; 1.Thess 5,25)! Leider sieht es auch in der Christenheit oft nicht besser aus. Auch wir sind dazu bestimmt, in dieser Welt ein Zeugnis für die Herrlichkeit Gottes zu sein. Stattdessen geben auch wir den Unglaubenden Anlass, unseren Herrn und unseren Glauben zu lästern.

Lasst nun euer Gut nicht verlästert werden! (Röm 14,16)


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