Sacharja 6,9-15

Dez 11

Heutige Bibellese:

Sacharja 6,1-7,14 / Offenbarung 3,7-22 / Psalm 130,1-8 / Sprüche 29,15-17


Nachdem die acht nächtlichen Visionen vorüber waren, geschah das Wort des HERRN zu Sacharja. Bei diesem Abschnitt handelt es sich nicht um eine weitere Vision, sondern um das Wort des HERRN an den Propheten, das dieser auch ausführte. Sacharja sollte aus dem Gold und Silber, das drei jüdische Männer aus Babel als Weihegabe für den HERRN nach Jerusalem gebracht hatten, Kronen machen (V.10-11). Die Fußnote der Unrevidierten Elberfelder Bibel weist darauf hin, dass Kronen im Plural steht. Folglich sollte Sacharja zwei Kronen anfertigen, entsprechend den zwei Ämtern Königtum und Priestertum. Dass diese Kronen wirklich angefertigt wurden, kann man einem Bericht des Babylonischen Talmud entnehmen, nach dem in der Vorhalle des Tempels Kronen aufbewahrt wurden.

Sacharja erhielt den Auftrag, die Kronen auf das Haupt des Hohepriesters Joschua zu setzen. Das wird Joschua und alle Anwesenden sicher erstaunt haben, denn die Königskrone stand nicht dem Hohepriester, sondern dem Nachkommen Davids zu. Und sie werden erkannt haben, dass diese Handlung eine sinnbildliche Bedeutung hat und Joschua nur ein Bild für den Messias war, den Mann mit dem Namen Spross, der den Tempel des HERRN bauen würde. Der Name „Spross“ weist auf Jesus von Nazaret hin. Die Bezeichnung Nazarener (Mt 2,23) hängt mit dem Wort netzer (Spross) zusammen; es handelt sich um ein Wortspiel.

So klein und unscheinbar, wie ein Spross aus der Erde hervorsprießt, war auch Jesus bei seinem ersten Kommen (vgl. Jes 53,2). Dem frischen Spross kann man noch nicht ansehen, zu welcher Schönheit und Herrlichkeit er sich einmal entfalten wird. Genauso war es auch bei Jesus. Sein Auftreten bei seinem ersten Kommen war – trotz der vielen spektakulären Wunder, die er tat – doch bescheiden und unscheinbar. Bei seinem ersten Kommen wurde Jesus nur mit der Dornenkrone, der Krone des Leidens, gekrönt. Doch bei seinem zweiten Kommen in Macht und Herrlichkeit und zum Gericht wird er viele Kronen (genauer: Diademe, die im Altertum das Zeichen der Königswürde waren) tragen (Off 19,12). Dann erst wird seine volle Pracht und Herrlichkeit allen sichtbar sein. Der Titel Spross wird im AT mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt.

„Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken. Der wird als König regieren [...]“ (Jer 23,5). Hier wird Jesus als König, als Spross Davids, vorgestellt. Sach 3,8 bezeichnet ihn als „Knecht, Spross genannt“.

In V.12 ist es der Mann mit dem Namen Spross und in Jes 4,2 der „Spross des HERRN“, was auf seine Gottessohnschaft hinweist. Die vier Evangelien betrachten Jesus unter genau diesen vier Blickwinkeln. Matthäus beschreibt ihn als König, als Sohn Davids, Markus als Knecht, Lukas als Mensch und Johannes als den Sohn Gottes.

V.12-13 weist darauf hin, dass Serubbabel, der den Tempel baute (4,9), nicht der eigentliche Erbauer war und Joschua, der die Kronen als Zeichen der Herrschaftswürde trug, nicht der eigentliche Träger derselben war. Im Tausendjährigen Reich (vgl. „Frieden“ in V.13) wird Christus auf seinem Thron sitzen (z.Zt. sitzt er noch mit auf dem Thron des Vaters!) und den Tempel bauen. Und so wie die Gesandten aus Babel Weihgeschenke nach Jerusalem brachten, so werden auch in der Zukunft Nationen am Tempelbau beteiligt sein (vgl. Jes 60,3-7). Auch jetzt schon baut Jesus den Tempel des HERRN, allerdings den geistlichen, der aus lebendigen Steinen gebaut wird (Eph 2,21; 1.Pt 2,4-5).


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