Sacharja 5,6-11
Heutige Bibellese:
Sacharja 4,1-5,11 / Offenbarung 2,18-3,6 / Psalm 129,1-8 / Sprüche 29,12-14
Nach der fliegenden Schriftrolle sah Sacharja ein weiteres fliegendes Objekt: ein fliegendes Efa (V.9). Das Efa war das größte in Israel benutzte Hohlmaß. Heutige Angaben für das Fassungsvermögen eines Efas schwanken zwischen 22 und 45 Litern. Durch das Efa wird gezeigt, welches Ausmaß die Gottlosigkeit in Israel angenommen hatte. Das Überhandnehmen der Sünde erfordert ein zweifaches Eingreifen Gottes. Zunächst wird das Efa, in dem sich die Frau (die Gottlosigkeit) befand, mit einem Bleideckel verschlossen. Gott hält das Böse in Grenzen, damit die Gerechten im Land überleben können.
Eine Parallele dazu zeigt 2.Thess 2,6-7: Die Gemeinde bzw. der Heilige Geist in ihr halten jetzt die Gesetzlosigkeit in Grenzen; erst nach der Entrückung der Gemeinde wird sich die Gesetzlosigkeit voll ausbreiten und der Gesetzlose wird geoffenbart werden.
Später muss das Böse völlig aus dem Land fortgeschafft und an seinen Ursprungsort Babel zurückgebracht werden (Schinar ist eine Bezeichnung für das Zweistromland, d.h. das Gebiet, in dem Babel lag) und das Land von der Gottlosigkeit gereinigt werden. Nur dadurch kann es wieder zu einem heiligen Land werden (2,16). Babel war von Anfang an Quelle und Zentrum der Gottlosigkeit (Götzendienst und Unglaube gegenüber Gott; der aus Selbstüberschätzung und grenzenlosem Selbstvertrauen geborene Versuch des Menschen, aus eigener Kraft die Schranken zwischen sich und Gott zu überwinden; vgl. den Turmbau zu Babel) und bleibt bis zum Ende ein Symbol dafür (vgl. das endzeitliche Babel in Off 18, besonders V.2, das für Rom steht). In Off 18,3 werden vor allem die Kaufleute erwähnt, was wiederum sehr zu V.6 passt, da das Efa als Maß auch ein Bild für den Handel ist. (Gerade im wirtschaftlichen Bereich geschah viel Unrecht und Böses in Israel; Am 8,5; Neh 5,1-13.)
Sacharja sah die Gottlosigkeit in Gestalt einer Frau. Das könnte einfach daher kommen, dass der hebräische Ausdruck Femininum ist. Möglicherweise steckt aber auch ein tieferer Sinn dahinter: Die erste Frau (Eva) wurde von der Schlange verführt und fiel in Übertretung, nicht der Mann (1.Tim 2,14). In Off 17-18 wird die Gottlosigkeit ebenfalls durch eine Frau verkörpert: die Hure Babylon, die an vielen Wassern thront und auf einem Tier voller Lästernamen sitzt. Sie ist mit Purpur und Scharlach bekleidet sowie mit Gold, Edelsteinen und Perlen geschmückt. Sie hat einen goldenen Becher in der Hand, gefüllt mit den Gräueln und Unreinheiten ihrer Unzucht. Von diesem Wein der Unzucht gibt sie allen Bewohnern der Erde zu trinken. Sie ist die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde – d.h. niemand anders als die Gottlosigkeit in Person, wie die Frau im Efa! Möglicherweise geht die Vision vom Efa und der darin eingeschlossenen Frau also über Israel hinaus und bezieht sich (auch) auf das Babel der Endzeit, das gestürzt und gerichtet wird.
Der Name der Frau ist „Gesetzlosigkeit“. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des AT, wird er mit anomia wiedergegeben. Das ist das gleiche Wort, das der Heilige Geist in 2.Thess 2,8 benutzt, wo beschrieben wird, dass (nachdem der, der jetzt zurückhält, aus dem Weg ist; vgl. das oben Gesagte) der Gesetzlose (anomos) geoffenbart wird. Der Gesetzlose wird in der Macht Satans auftreten und viele Menschen durch Wunderzeichen verführen und durch Ungerechtigkeit betrügen. Wie die Gesetzlosigkeit so wird auch der Gesetzlose beseitigt und vernichtet werden – durch den Hauch des Mundes Jesu und durch die Erscheinung seiner Ankunft (2.Thess 2,8-10).